Die Pudel vertonen schon seit über zehn Jahren deutsche Volkslieder, Gedichte und Kinderlieder. Mit ihrem zweiten Album „Kein schöner Land“ entstauben sie bekanntes deutsches Liedgut, verwandeln es durch sowohl eingängige als auch sperrige Arrangements in neue Swing- bzw. Jazzstücke, schreiben die bekannten Texte um, spitzen zu, verleihen neuen Sinn und nähren so die Lust am Wiederentdecken. Die Band Gretchens Pudel hat sich nach Goethes „Faust“ benannt – heißt es da doch „Das also war des Pudels Kern!“, als es um die Auflösung des großen Rätsels geht. Gretchens Pudel sind: Jan Kappes aus Stuttgart am Kontrabass, Julian Losigkeit aus Mannheim am Schlagzeug, Pianist, Komponist und Bandleader Adrian Rinck aus Landau, Sänger Ralf Eßwein aus Germersheim und Posaunist Jan Kamp an der Posaune. Die Bläser wurden im Studio eingespielt von Bandmitglied Jan Kamp, bekannt als Posaunist der Guildo Horn Band die „Orthopädischen Strümpfe“, Saxophonist Daniel Buch, Saxophonist Joander Cruz, Trompeter und Arrangeur Johannes Stange und Hans Heiner an der Bass-Posaune, weltbekannt als Posaunist von Lou Begas Mambo Nr. 5. Freilich bemerkt man das durchgängige Augenzwinkern bereits an CD-Titeln wie „Liedgutrecycling“. Die Band ist offenbar für Späßchen zu haben. „Kein schöner Land“ war auch das erste Stück, bei dem Pianist und Bandleader Adrian Rinck zusammen mit Sänger Ralf Eßwein Kleinigkeiten im Text veränderten, um die sozialkritische und freiheitsliebende Haltung der Band zu verdeutlichen. Das altbekannte, lustige Kinderlied vom Fuchs, der die Gans gestohlen hat, verwandelt sich hier zur spannenden Casanova-Tragödie für Erwachsene. Herr Fuchs, ein schlimmer Verführer, stiehlt dem weniger attraktiven Protagonisten seine Frau Franziska. So entwickelt sich der Refrain fast selbstverständlich im Verlauf der Geschichte zu „Fuchs du hast die Franzi g’stohlen“. Konstantin Wecker ist auch mit von der Partie, so wurde im Rahmen der Menschenrechtsbildung an der Universität Koblenz-Landau, die erste Singleauskopplung des Albums „Wunderliches Wort“ kreiert; eine Kombination aus Rainer Maria Rilkes Gedicht, rezitiert von Konstantin, über die eingängige Jazzballade „Remembering June“ von Adrian Rinck. Der Band gelingt spielend die Verbindung von Anspruch, Tiefgang und Witz. Auch wenn man sich vom Altbekannten lösen muss, mein Appell an den geneigten Leser bzw. Leserin: HORCHT WAS KOMMT VON DRAUSSEN REIN! (Sturm und Klang) HuGe
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