Es gibt Stichworte in Release-Infos, die den Rezensenten triggern bevor er eine Note der entsprechenden Veröffentlichung gehört hat. In diesem Fall handelt sich’s um „elements of post-bop jazz, contemporary classical and electronic music“, auch wenn sich’s bei THE CLIENTELE aus Hampshire um eine… na, sagen wir „Pop-Formation“ handelt – aber um was für eine! Das Trio um Alasdair MacLean (g, voc, lyrics), James Hornsey (b) und Mark Keen (dr) besteht seit 1997 und veröffentlicht mit „I Am Not There Anymore“ sein achtes Album. Die Einflüsse der Band reichen von FELT und TELEVISION über LOVE und THE WEST COAST POP ART EXPERIMENTAL BAND bis hin zu JIMMY WEBB und WILLIE NELSON – und da ist der Jazz noch gar nicht erwähnt… 2019 wurde bereits mit den Aufnahmen zu diesem Release begonnen, und dann kam wie so oft diese Pandemie dazwischen, verbunden mit dem Bedürfnis nach mehr Zeit für Experimente. Und der Zeitaufwand hat sich mehr als gelohnt: Da erstmals in der Band-Geschichte ein Computer zum Einsatz kam vervielfachten sich die Möglichkeiten der Sound-Erstellung immens, die Band war nicht mehr ausschließlich auf ein Studio angewiesen – das Ergebnis ist ein introspektives „Dream Pop“-Werk der Extraklasse. Und was verbirgt sich alles unter diesem Überbegriff: Die 19 Tracks beinhalten eine Vielzahl von Extras, von String-Arrangements und Bossa-Nova-Beats bis Drum’n’Bass-Samples – nur als Beispiel. Und dennoch ist alles aus einem Guß, das „Ziel“ wird nie aus den Augen verloren. Die Musik ist ein perfekter Träger für MacLeans nachdenkliche Lyrics, deren Ursprünge bis ins Gründungsjahr von THE CLIENTELE zurückreichen – das Jahr in dem seine Mutter starb. Lassen wir MacLean selbst zu Wort kommen: „I Am Not There Anymore is all about “the memory of childhood but at the same time the impossibility of truly remembering childhood… or even knowing who or what you are.”“ – der Rezensent kann’s mehr als nachvollziehen und gibt mit Freude sechs Sterne für dieses Ausnahme-Release. Unbedingt antesten! (Merge Records) TheRealPal

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