Dass es in der Schweiz im Hard Rock-Bereich nicht nur Gotthard/CoreLeoni oder Krokus gibt, weiß der geneigte Fan und denkt an Shakra. Die Jungs aus dem Raum Bern sind jetzt auch schon seut fast 30 Jahren im Geschäft und trotz fast durchgehend starker Alben nie so wirklich groß rausgekommen. Album Nummer 13 „Invincible“ wird daran vermutlich auch nichts ändern, ist aber nichts desto trotz eine richtig starke Scheibe geworden, die nur unter ihrer etwas schlechten Produktion zu leiden hat. Der Sound ist teilweise sumpfig und der Gesang, vor allem bei den härten Titeln, steht viel zu weit im Hintergrund (man höre „The Matrix unfolds“). Das alles wird aber wettgemacht durch die extrem geschmeidigen Gitarrensoli, der rauhe Gesang von Mark Fox (Marke Rod Stewart trifft auf Ben Zucker), der zwar nicht so wirklich wandlungsfähig ist, aber perfekt passt und sowohl bei den harten Rockern wie auch im Balladenbereich zu überzeugen weiß. On Top wurde noch jedem Song ein wirklich famoser Chorus mit mehrstimmigem Gesang eingepflanzt, der zum ‚Faust noch oben‘ recken und mitsingen geradezu einlädt. Musikalisch gibt es eher keine Experimente und das ist auch gut so. Die Westerngitarren beim flotten Einstieg ins Album „The Way it is“, die dem Song einen „Wanted dead or alive“ Bon Jovi-Touch geben ist dann schon fast das höchste der Gefühle. Ansonsten gibt es mal einen leichten orientalischen Touch bei den Gitarren beim stampfend nach vorne gehenden Titelsong, oder die für Accept der 80er Jahre typischen Melodien, wenn der Teufel die Hölle verlässt. AC/DC gepaart mit Mötley Crüe schauen bei „On the Wild Side“ vorbei, wo sich Teile davon verdächtig nach „Shoot to Thrill“ anhören. Egal. Macht Spass dieser Song. Ansonsten schauen die Pretty Maids beim leicht irisch angehauchten „Old Irish Song“ (Gary Moore spielt hier die Gitarren) und natürlich die Scorpions beim irgendwie passenden Titel „House of Rock“, der so richtig Klischeehaft vom Leder zieht. Die beiden Balladen sind extra gut geworden (die Halb-Ballade „Tell her that I’m sorry“, mit einem Text, den jeder Kerl sicher schon mal erlebt hat, ist mein Anspieltipp; der Schleicher „As I lay down to Sleep“ mit dem Rod Stewart Gesang würde auf einem der Ende 80er/Anfang 90er Scheiben von ihm eine Topfigur machen und erinnert mich an „Every beat of my Heart“ bzw. „Downtown Train“), auch wenn ich sie jetzt nicht wirklich beide hintereinander in der Songliste gepackt hätte. Besser wäre einer in der Mitte, einer zum Schluss um mal kurz verschnaufen zu können. Davon abgesehen eine klasse sechs Punkte Scheibe, die von mir verdiente fünfeinhalb Sterne (0,5 Sterne Abzug wegen der teilweise schlechten Produktion) und eine Kaufempfehlung erhält. (AFM Records) HJH
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