Das neue Studioalbum von dicht & ergreifend ist eine erhellende Sache in finsteren Zeiten. Mit „Es werde dicht“ pusten Dutti & Urkwell die letzten Sandkörner aus ihrem Getriebe und gehen dahin, wo es wehtut. Dahin, wo sich der Schmerz auflöst. Dahin, wo Freude entsteht. Und vor allem dahin, wo andere nicht hingehen. Wenn es jemand verinnerlicht hat, delikate Themen aufzugreifen, um sie in fluffiger Manier in die Welt scheinen zu lassen, dann die Dichtis. Bereits das Cover liefert den visuellen Beleg. Westeuropa im Jahr 2478. Eine karge Wüstenlandschaft hat sich ausgebreitet, wo einst Hafermilch und Bio-Honig flossen. Im Zentrum steht ein leuchtendes Solarium, Symbol eines suizidalen Zeitalters.
Der dritte Longplayer von dicht & ergreifend kommt aus dem Windschatten der beiden ersten und vollendet die Album-Trilogie. Dabei handelt es sich keineswegs um eine Science-Fiction-Konzeptplatte. Auf ihr entfaltet sich ein buntes Kaleidoskop an Themen. Die beiden Rapper lassen mit dem Opener „Es werde dicht“ ihren dystopischen Visionen freien Lauf, um im Anschluss wieder ins Hier und Jetzt zu kommen. Textlich ist das geerdet-progressive Gegenkultur – Dutti & Urkwell bekennen sich zum Feminismus und rechnen dabei nicht nur mit dem Patriarchat ab, sondern auch mit unerwünschten Fans, trällern ein Liebeslied an die eigene Mama, Hohelieder auf den Müßiggang und schwadronieren auf amüsante Art über ihre Medienverdrossenheit. Vielschichtig verpackt in düsteren Bangern, Ohrwürmern, Feel-Good-Storytellern und zwei Solotracks, die den textlichen Facettenreichtum abrunden. Barock in der Fülle, puristisch in der Konsequenz, opulent im Sound – die musikalische Messlatte liegt hoch, da die Dichtis, als absolute Nobodies, völlig überraschend ihre ersten beiden Alben in den Charts platzierten. Das ist für die beiden Rapper jedoch nicht der Gradmesser, sondern lediglich ein angenehmes Beiwerk. Dutti & Urkwell produzieren auch auf dem dritten Studioalbum ihre Musik unabhängig von industriellen Zwängen und lassen dabei ihrem kreativen Schaffen völlig freien Lauf. Mukke in Reinkultur. Auf der neuen Platte ist ab dem ersten Takt ein deutlicher Reifeprozess erkennbar. Die beiden bleiben ihrem Signature-Sound treu und gleichzeitig spürt man eine leichtfüßige Experimentierfreude, die ganz frische Elemente in den dicht & ergreifend-Kosmos zaubert. Die Dichtis machen HipHop, dabei mäandern die Genres jedoch von Future Rock ‘n‘ Roll, Big Beat, Trip Hop, orchestralem Boom-Bap, Brass-Techno, entschleunigtem LoFi-Hip Hop bis hin zu unrasiertem Dancehall. Somit ist auch das dritte Studioalbum rotzig, abwechslungsreich und ehrlich wie seine beiden Vorgänger. »Es werde dicht« ist mit seinen 18 Tracks ein tanzbares Statement! (Zipfe Adam Records) P.Ro
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