altemaelze

Heavy Hymnal

Vintage Trouble

Das eigentlich unverhohlene Retro-Konzept von Vintage Trouble klingt niemals gestrig, sondern schafft Songs mit einem zeitlosen Sound!

Die Hollywood-Blues-Soul-Funk-Rocker um Sänger Ty Taylor haben seit ihrer Gründung vor über zwölf Jahren drei Longplayer und zwei EP’s veröffentlicht, jetzt präsentierten sie nach dem 2021er „Juke Joint Gems“ mit „Heavy Hymnal“ zehn neue Songs auf einem neuen Label. Die Stücke sind in den Jahren der pandemischen Abriegelung und des Social Distancing entstanden, sollen „die Wut der Gesellschaft übertünchen und die geschundenen Seelen trösten“, wie die Band in Info zu dieser Scheibe schreibt. Dabei haben sie ihren Soul-Blues-Funk-Rock-Stil nicht geändert, doch klingt das eigentlich unverhohlene Retro-Konzept von Vintage Trouble niemals gestrig, sondern schafft Songs mit einem zeitlosen Sound. Man höre nur mal in Stücke wie „Shine“ oder „Not the one“ rein. Sänger Ty sagt über „Not the one“: „Dieser Song handelt von jemandem, der sich in einer Beziehung befindet, in der er sich ausgenutzt, manipuliert und herabgesetzt fühlt. Wenn man heftig liebt, gibt man nach und geht viele Kompromisse ein. Aber es gibt eine Kraft, die mit der Selbsterkenntnis und der Erkenntnis einhergeht, dass man alles genommen hat, was man nehmen kann.  Genug ist genug. Niemand wird dich mehr respektieren, als du dich selbst respektierst.  Die Veränderung beginnt bei dir. In diesem Fall bei mir. Das Schwierigste am Singen und Spielen dieses Songs ist die bittere Erkenntnis, wie weit ich mich von meinem Inneren entfernt habe, um das Glück eines anderen zu befriedigen. Ich erinnere mich, wie ich als Kind hörte, wie erwachsene Leute um mich herum, die nicht mehr mit dem Mist umgehen wollten, der ihnen vorgeworfen wurde, sagten: „I’m Not The One“. Das klang für mich immer so stark und befreiend.  Wir wollten den Refrain und die Akkorde des Songs im Stil der späten 1950er Jahren ansiedeln, aber den Groove und die Melodie der Strophe wie modern machen.“ Bei „The love that once lingered“ hat die aus Los Angeles stammende Jazz- und Soulsängerin Lady Blackbird mitgewirkt. Dazu der Kommentar von Ty Taylor: „Es ist immer schwer im Liebesleben. Der Moment, in dem man seine Augen, sein Herz und seinen Verstand für die Tatsache öffnet, dass das, was „ist“, zu dem geworden ist, was „war“. Zu Beginn einer Beziehung würden ein Kuss, eine Hand auf der Wange, Liebesspiele, Lachen und Ähnliches weit über den Moment des Kontakts hinaus andauern. Man konnte stundenlang im Zug sitzen und sich von seiner Liebe entfernen, aber lächeln, weil man ihre süße Aura noch immer riechen konnte. Eines Tages hört es einfach auf. Oftmals wird der Grund dafür nie gefunden. Aber es ist ein erschütternder Schmerz. Und er kann innerhalb eines Wimpernschlages kommen. So schnell wie die Liebe kommen kann, so schnell kann sie auch wieder verschwinden, ohne Grund und ohne Sinn und Verstand. Die Liebe kann von fieberhaft zu kaltherzig werden. Als ich aufgewachsen bin, gab es so viele wunderbare Liebeslied-Duette, die immer noch mehr berührten, weil es sich anfühlte, als ob man zwei Seiten einer Liebesgeschichte gleichzeitig in das linke und rechte Ohr gesungen bekam. Als unser Produzent Chris Seefried teuflischerweise vorschlug, den Song mit Lady Blackbird aufzunehmen, öffnete sich der Himmel. Und als sie ihre Vocals einsang, wusste ich, dass es einen Gott gibt. Und seine Liebe würde immer bestehen bleiben.“ Und auch die anderen Tracks fallen qualitätsmäßig nicht ab. Die Band, vor allem Ty Taylor, erweist sich erneut als geschmacks- und stilsicher. Und Taylor intoniert diese Songs ungeniert lächelnd und vor allem extrem lässig, die als verschollene Juwelen von Otis Redding, James Brown oder anderen Soulgrößen durchgehen könnten. Im Sommer kommt die Band wieder nach Europa um die neuen Songs vorzustellen. (Cooking Vinyl) P.Ro *****/*