altemaelze

King of a Land

Yusuf/Cat Stevens

Unverkennbar und mitreißend wie eh und je!

Es ist inzwischen fast 60 Jahre her ist, seit der 17-jährige „Cat“ Stevens die Popwelt mit frühen Hits wie „Matthew and Son“ und „I’m Gonna Get Me A Gun“ erobern sollte, um wenig später zeitlose Klassiker wie „The First Cut Is The Deepest“ oder auch „Here Comes My Baby“ nachzulegen. Diese Songs waren jedoch nur der Auftakt zu einem musikalischen Abenteuer, das seine Hochzeiten in den 70ern hatte, als er sich als Singer-Songwriter mit Alben wie „Teaser and the Firecat“ oder „Tea for Tillerman“ weltweit etablierte, mit Hits wie „Moonshadow“, „Peace Train“ oder „Morning Has Broken“. In den Mittsiebzigern begann seine Hinwendung zum Islam, 1978 änderte er seinen Namen in Yusuf Islam und verzichtete vorerst darauf, weitere Tonträger zu veröffentlichen. Erst 1995 begann er wieder, in bescheidenem Umfang eigene Musik zu veröffentlichen, die sich als islamische Musik ohne Gitarrenbegleitung (nur Gesang mit Perkussionsinstrumenten) jedoch deutlich von seinen früheren Werken unterschied. Erst 2006 erschien mit „An Other Cup“ wieder ein Musikalbum von ihm als Pop-Folk-Rock-Album. Mit „King of a Land“ kommt jetzt der dritte Longplayer in dieser neuen Phase und er nennt sich darauf auch wieder Cat Stevens. „King of a Land“ ist ein episches und facettenreiches Werk: Gut ein Jahrzehnt hat die Arbeit daran gedauert – und die zwölf brandneuen Stücke, die auf dem Longplayer versammelt sind, stecken voller Überraschungen. Unverkennbar und mitreißend wie eh und je, entwirft Yusuf mit diesen neuen Songs, mit diesen Harmonien, Melodien und Texten ein lebendiges Bild von einer Welt, in der auch verlorengegangene Wahrheiten (oder was man dafür hielt) und unbeschwert-makellose Jugend (wieder) ihren Platz bekommen: Er zeichnet sie nach, rückt sie in ein Licht, in dem sie wieder greifbar scheinen. Die Geschichten seiner poetischen Kompositionen funktionieren wie eine Einladung, wie klangliche Tore zu einem Universum, in dem sich die Dinge anders entwickelt haben als im unsrigen – und wo Happy Ends immer noch möglich scheinen. „Wenn ich den Zickzackkurs meiner musikalischen Reise betrachte, angefangen in den Sechzigern, dann würde ich sagen: Dieses neue Album ist ein Mosaik. Es definiert und beschreibt ganz klar, wo ich gewesen bin – und wer ich heute bin.“ soweit Yusuf/Cat Stevens. Die neuen Songs entfalten sich jenseits von Genregrenzen – das Album ist ein zutiefst aufrichtiges, bedeutungsvolles und bewegendes Selbstporträt eines Ausnahmesongwriters, der längst zu den großen und wichtigen Ikonen der Popgeschichte zählt: Angefangen beim grandios überraschenden Hardrock-Nachdruck von „Pagan Run“ bis zur an Tschaikowski angelehnten Orchestrierung von „How Good It Feels“, von einer ganz zarten Akustikballade wie „He Is True“ bis hin zu jener treibenden „Highness“, die klingt, als wäre Phil Spector in Richtung Gospel aufgebrochen; wieder ganz anders klingen der rollende Americana-Sound von „All Nights, All Days“ à la Traveling Wilburys oder auch das atmosphärische und kunstvoll ausgeschmückte „Son Of Mary“. Die ersten Aufnahmen fanden tatsächlich schon im Jahr 2011 statt – und zwar in den legendären Berliner Hansa-Studios, wo auch schon David Bowie (Low, „Heroes“) und U2 (Achtung Baby) produzierten. Weitere Stationen in den Jahren danach waren etwa die ICP Studios in Brüssel und La Fabrique in der Provence. Zusätzliche Overdubs und die Passagen eines 60-köpfigen Orchesters wurden schließlich in den Air and Angel Studios in London aufgenommen, wobei einige Kernpassagen zwischendurch in Yusufs Homestudio in Dubai aufgezeichnet worden sind. „Ausgangspunkt für die meisten Songs war tatsächlich meine Garage, wo ich alles eingespielt und aufgenommen habe“, so Yusuf, der die Unmittelbarkeit dieser Arbeitsweise schätzt: „Das ist wirklich ganz, ganz nah dran an dem, was in meinem Kopf passiert.“ Für die eigentlichen Aufnahmen zeichnete Yusufs angestammter Produzent (bzw. später dann Co-Produzent) Paul Samwell-Smith verantwortlich. Tatsächlich setzt Yusuf schon seit „Mona Bone Jakon“ von 1970 auf die Zusammenarbeit mit dem einstigen Bassisten der Yardbirds. Gemeinsam wählten sie auch die hochkarätigen Session-Musiker für die Aufnahmen aus – unter anderem den Bassisten Bruce Lynch (ebenfalls ein angestammter Gast: seit „Buddha and the Chocolate Box“ von 1974), den Keyboarder Peter Vettese (Jethro Tull, Bee Gees, Simple Minds) und den Schlagzeuger Russ Kunkel (Joni Mitchell, Carol King, James Taylor, CSN&Y). Darüber hinaus war auch seine zweiköpfige Bandbegleitung – Kwame Yeboah und Eric Appapoulay – an den neuen Aufnahmen beteiligt.

Abgemischt wurde King of a Land schließlich in Henley-on-Thames, und zwar in George Harrisons Privatstudio, das sich in seinem ehemaligen Anwesen Friar Park befindet. „Das war ein echtes Privileg, in Friar Park arbeiten zu können“, weiß Yusuf. „Zu den allerersten Menschen von außerhalb zu gehören, die einen Fuß in diesen Kontrollraum setzen und dort ein Album abmischen dürfen… George Harrison war immer schon ein extrem wichtiger Einfluss für mich, besonders spirituell. Mit einigen seiner Ansätze und Gedanken, die sich sehr stark an Fernöstlichem orientierten, war er ein absoluter Wegbereiter – und für mich war das extrem wichtig. Wenn man sich einige der Songs dieses Albums anhört, dann kann man da gewissermaßen auch den Geist von George im Hintergrund heraushören.“ Passend dazu erscheint das Album über Dark Horse Records, dem Label von Harrison, das heute von dessen Sohn Dhani geführt wird. (BMG Rights) P.Ro

*****

******* = genial / ****** = phänomenal / ***** = optimal / **** = normal / *** = trivial / ** = banal / * = katastrophal