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Visions

Tony Liotta

Gut gemachte Retro-Scheibe im Stil der 70er

Mit „Visions“ präsentiert der in Dortmund lebende Tony Liotta sein neues Album auf Leopard Records. Verankert im Stil der 70er Jahre (Soul/Funk, R&B) und auch dem Soundideal dieser Zeit folgend steht bei Tony Liotta der „Groove“ im Vordergrund. Manche sehen in ihm die deutsche Antwort auf die Jazz-Drummerlegende Billy Cobham. Im Alter von sechs Monaten kam Tony Liotta, der aus einer Künstlerfamilie stammt, in die Vereinigten Staaten. Zunächst lebte die Familie in New York und später in New Orleans. Musik lief fast Tag und Nacht im Haus der Liottas. So kam Tony sehr früh in Kontakt mit dem Jazz und der Musik von Frank Sinatra, Count Basie und vor allen Dingen Buddy Rich, bei dem er später mal Unterricht nehmen sollte.
Zum Zustandekommen des neuen Albums sagt Liotta: „Ich bin seit mehr als zwanzig Jahren mit dem amerikanischen Songwriter und Sänger Louis Virie Blanche (Backing Vocals Michael Jackson) befreundet. Unser beider Musikgeschmack treffen sich sehr stark. Als ich ihm erzählte, dass ich ein neues Album im Stil der siebziger Jahre plante, war er sofort mit an Bord. Er wollte schon lange einige Songs veröffentlichen, die er in den siebziger Jahren konzipiert und aufgenommen hatte. So kam es, dass er etwa die Hälfte der Songs beisteuerte. Auch (Gitarrero) Enrico Santacatterina kam auf diese Weise dazu. Natürlich haben wir alles neu aufgenommen und arrangiert. Aber wir haben einige Tracks mit den großartigen Musiker, die Louis damals dabei hatte belassen und einfach dazu gespielt.“ Dazu gehören z.B. David Hood, Will McFarlane oder Clayton Ivey und Eric Gale und insbesondere den großartigen Dr. John. „Ich habe mit Dr. John (R.I.P.) gesprochen,“ erzählt Liotta „das VISIONS Projekt hat ihn sehr begeistert und er wollte sofort die Tournee machen. Leider ist dies nicht mehr möglich. Wir haben einen großartigen Musiker verloren. Aber wir sind froh, in seiner Art zu spielen und ihn irgendwie so dabei zu haben. Genauso freuen wir uns, einige unveröffentlichte Originalsounds von Eric Gale (R.I.P.) veröffentlichen zu können.“ Ok, der Tony kann zweifellos trommeln, die CD/LP hinterlässt jedoch etwas zwiespältige Gefühle. So wird z.B. die wunderbare Ballade „People get ready“ (Curtis Mayfield) massiv beschleunigt, und mutiert zu einem tanzbaren funky Reggae-Track, was m.E. nicht so ganz zur Message, zum Feeling des Songs passen will. Auf „Theory for Love“ ist wieder Reggae-Rhythmus angesagt, da passt das. „Walk alone“ beginnt und entwickelt sich wie eine Santana-Ballade, das geht gut ins Ohr. „Funky Donkey“ zeigt seine Stilrichtung bereits im Songnamen. Hier liefert Tony einen nervös-knatternden Funkrock-Track ab. Das klingt alles professionell und präzise eingespielt, das angekündigte amtliche Retro-Feeling will sich bei mir – wohl aufgrund des dichten Bandsounds – jedoch nicht so ganz einstellen. Etwas mehr Platz zwischen den Noten, ein paar knackige Breaks mit Zeit für gelegentliche solistische Drums- und Percussionseinlagen – und schon wäre „Vision“ ein klingendes Faszinosum und nicht nur eine gut gemachte Retro-Scheibe. (Leopard) HuGe

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