altemaelze

Silvertone

Chris Isaak

Das Album für den Juni 2023 in der Reihe „from the vaults“

Seine Spezialität ist die perfekte Balance zwischen der Ekstase großer Romanzen und dem Schmerz eines gebrochenen Herzens. Mit „Wicked Game“ wurde er weltberühmt und startete eine Karriere mit zahlreichen Erfolgen. Doch in den letzten Jahren war wenig von Chris Isaak zu hören, zuletzt erschien 2015 „First comes the night“ und 2022 im Advent ein Weihnachtsalbum. Mit seinem 1985er Album-Debut „Silvertone“ betrat er die Bühne, an das wir in der Reihe „from the vaults“ im Juni 2023 erinnern. Denn dieser Sound sollte nicht in Vergessenheit geraten. Die Kritik war 1985 im Oktober-Heft der „RAZZ“ zu lesen und stammt von Hartmut Stahl, und seine Befürchtung, dass die Qualität des Sängers nicht erkannt wird, hat sich nicht bewahrheitet:

Wie wenig es bedarf, gute Musik zu machen, zeigt ein amerikanischer Nobody: Chris Isaak wartet auf seiner ersten LP mit einer derart geballten Ladung brillanter, hochkarätiger, lupenreiner Popsongs auf,  dass mir das Hitparadenprogramm des ganzen Sommers gesichert erschien, wobei das Prädikat „hitparadenverdächtig“ nichts, aber auch gar nichts Anrüchiges an sich hat, denn Isaak bewegt sich mit traumwandlerischer Sicherheit auf dem schmalen Grad zwischen Schlager und anspruchsvoller Popmusik. Auf „Silvertone“ präsentiert sich ein hochklassiger Songwriter, der ungeniert in den Hitparaden der letzten 20 Jahre wilder und trotzdem seine Individualität behält. Dieser Junge mit der Elvistolle und dem trotzigen Blick ist ein begabter Bastler – beim ersten anhören seines gelungenen Gesellenstücks stellt sich dieses „Alles-schon-mal-irgendwo-gehört“-Gefühl ein, doch Isaak ist kein Plagiator, er verarbeitet nur meisterhaft die verschiedensten Einflüsse als da wären den Gitarrensound von Ventures, Spotnicks und CCR oder die rhythmische Lockerheit eines Dr. John. Sicher, Vergleiche hinken, doch zur Beschreibung von Musik sind sie anscheinend unerlässlich – oder sollte ich einfach sagen: Der Bursche kanns, er hat eine weiche, melodische, einschmeichelnd melancholische und intensiver Stimme, ein feines Gespür für sparsame, aber effektvolle Instrumentierung, vor allem aber kann er Songs schreiben, Ohrwürmer am laufenden Band aus dem Hut zaubern, wir zur Zeit kein zweiter weit und breit. Bei dieser Musik wünscht du dir, noch mal mit 15 einen Hosentürl-Walzer zu schieben oder an einem warmen Sommertag im Cabrio durch die Gegend zu schießen. Diese Musik macht einfach Freude, leider wartet sie immer noch darauf entdeckt zu werden. Sollte hier wieder ein Talent Perlen vor die Säue geworfen haben?