Tatsächlich schon ihr sechstes Studioalbum veröffentlichten die Schweden Grand Design mit „Rawk“ Ende April und sind irgendwie bis heute unter meinem Musikradar geflogen. Erstaunlich, denn die Musik auf der recht gut selbst produzierten Scheibe (ok, ab und zu scheint es mir, als ob einzelne Lieder in einem anderen Studio aufgenommen wurden, da der Sound abfällt) ist eigentlich schon mein Wetter. Melodischer Hard Rock in der Schnittmenge von Def Leppard („Tuff it out“, „Give it all up for luv“ und „in the h.e.a.t. of the nite“), Eclipse („God bless Rawk and Roll“), Treat plus Skagarack (das mit grandiosen zweiten Soli ausgestattete und mein erster Anspieltipp: „Love or fantasy“), Sinner zu Dangerous Charme Zeiten („We were born to rawk n roll“), Nestor oder auch AXXIS sowie leichter Glam/Sleaze Einfluss ist schon der Sound, der mir gefällt. Die Gitarren und Soli sind zudem vom Feinsten. Leider haben die Drums dieses eigentlich eher für Frontiers Records typische Syndrom: hören sie sich doch irgendwie pappig, klinisch und unecht an, so dass man hier gar einen Drum Computer vermuten könnte. Das hatten Def Leppard in den 80er Jahren definitiv besser drauf. Bei den Vocals gibt es zudem dieses Love it or hate it Dilemma. Der Gute singt tatsächlich wie auf Helium mit zugehaltener Nase und erinnert mich irgendwie an Bernhard Weiss (AXXIS ) der eine paar Chipmunks verschluckt hat. Ich gehöre da eher zur Kategorie Hate it und mir versaut der überkandidelte Gesang öfter die wirklich famose Musik (man checke den zweiten Anspieltipp „Carry on my Wind“, erinnert mich total an Gary Moore zu „Wild Frontier“ Zeiten mit Gastsänger Eric Grawsiö von Manegarm und feschen Soli von Veit Offenbächer von Dawn of Destiny, wo der Gesang dann mal so ist wie ich mir das ohne Ohrensauen anhören kann), dafür sind die Chorgesänge extra süffig ausgefallen und federn das Ganze ein bisschen wieder ab was, echt schade ist. Denn das Teil rockt echt richtig gut und verzichtet gar auf richtige Balladen („Dangerous Attraction“ geht in die Richtung mit viel guten Bon Jovi bzw. „Desperate Hearts“) auch wenn man es nun nicht wirklich als AOR/Melodic Rock Sensation bezeichnen würde. Da übertreibt der Waschzettel doch gehörig. Dennoch gibt es fünf Sterne von meiner Warte für ein ansonsten tolles Scheibchen. Der Interessierte checkt aber lieber erstmal die Bandcamp Seite der Band, wo man sich die Scheibe anhören kann, um zu entscheiden ob man mit den Vocals klarkommt. In Japan gibt es noch zwei Bonus Tracks in Form einer alternativen, noch besseren (falls das geht) Version von „Carry on my Wind“ die auch etwas länger ist und eine extended Version von „Your luv is driving me crazy“. Kann man durchaus kaufen, auch wenn das ein teures Vergnügen schon für die „normale“ Version wird, die es scheinbar nur als Import gibt. (GMR Music) HJH
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