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Historische Höhenflüge

Ab 24. Mai: Vortragsreihe zum kulturellen Jahresthema 2023 „Höhenflug“

Neue Perspektiven auf die Regensburger Stadtgeschichte 

Es ist alles eine Sache der Perspektive – diese Binsenweisheit gilt nicht nur für die Welt von heute. Auch bei der Erforschung der Geschichte unserer Stadt kann ein Perspektivwechsel vermeintlich bekannte Sachverhalte in ganz anderem Licht erscheinen lassen und zu neuen Erkenntnissen führen. Daher betrachtet die diesjährige Vortragsreihe zum kulturellen Jahresthema die Regensburger Stadtgeschichte von oben, im wörtlichen und im übertragenen Sinne. Sechs Expertinnen und Experten aus dem In- und Ausland nehmen sich unter dieser Prämisse verschiedenen Aspekten unserer Vergangenheit an: Von den mittelalterlichen Türmen, über die Reichsstadt aus Sicht des Kaiserhofes und Papstes sowie das Messerschmitt-Werk bis hin zu den Dächern der Altstadt und dem „Aufklärer“ Friedrich Melchior Grimm, der vor 300 Jahren hier geboren wurde.  Die Vortragsreihe, die federführend vom Amt für kulturelles Erbe der Stadt Regensburg organisiert wird, findet in Kooperation mit dem Historischen Verein für Oberpfalz und Regensburg statt.
Die Vorträge finden jeweils mittwochs um 19 Uhr im Großen Runtingersaal (Keplerstraße 1) hybrid statt. Der Eintritt ist frei.

24.05.2023 – In schwindelnde Höhen – Regensburg, Stadt der Türme
Dr. Kerstin Pöllath (Regensburg)

Seit 5.000 Jahren baut die Menschheit Türme. Deren Formen und Funktionen waren und sind vielfältig, doch verbindet sie alle ein Drang nach oben, das Streben in die Höhe. Auch in Regensburg hat sich dieses Streben im Lauf des Mittelalters in Stein manifestiert und prägt das Stadtbild bis heute. Daraus resultierende Fragen beflügeln seit Langem die Forschung. Der Vortrag betrachtet die Türme und ihre Eigentümer in ihrem Kontext und nähert sich den Bauten aus verschiedenen Blickwinkeln an.

14.06.2023 – Regensburg und der Kaiserhof. Ein Rundgang durch die frühneuzeitliche Stadtgeschichte im Spiegel der Reichshofratsakten
Dr. Tobias Schenk (Akademie der Wissenschaften Göttingen / Österreichisches Staatsarchiv)

Auf mehr als einen Regalkilometer erstreckt sich das schriftliche Erbe des kaiserlichen Reichshofrats im Wiener Haus-, Hof- und Staatsarchiv. Unzählige Akten und Protokolle dokumentieren kleine und große Konflikte im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation zwischen dem 16. Jahrhundert und 1806. Auch zur Geschichte Regensburgs finden sich zahlreiche spannende Dokumente. Bischof und Magistrat, die Äbtissinnen von Niedermünster, das Jesuitenkolleg und zahlreiche einzelne Bürger der Stadt: Sie alle haben in den Wiener Akten ihre Spuren hinterlassen. Wer ihnen folgt, begibt sich auf einen Spaziergang durch drei Jahrhunderte Regensburger Stadtgeschichte.

28.06.2023 – Regensburg aus der Sicht Roms in der Frühen Neuzeit. Der Blick von der Zentrale der katholischen Welt auf die Reichsstadt an der Donau
Prof. Dr. Alexander Koller (Deutsches Historisches Institut Rom)

Der Vortrag behandelt die Frage, wie das frühneuzeitliche Regensburg von Rom aus wahrgenommen wurde. Die Reichs- und Bischofsstadt an der Donau hatte für Rom in der Frühen Neuzeit eine dreifache Bedeutung. Zunächst interessierten sich Papst und römische Kurie naheliegenderweise für die bedeutenden kirchlichen Einrichtungen der Stadt. Daneben entsandte Rom regelmäßig Diplomaten und Beobachter zum (Immerwährenden) Reichstag, um an diesem zentralen Ort der politischen Meinungsbildung im Reich präsent zu sein und die Entscheidungsprozesse im Sinne des Papsttums und der katholischen Konfession zu beeinflussen. Schließlich war Regensburg mehrfach Schauplatz großer Inszenierungen mit hohem zeremoniellen Aufwand (etwa Krönungen), die von den römischen Gesandten aufmerksam verfolgt wurden.

12.07.2023 – Messerschmitt und Regensburg
Prof. Dr. Mark Spoerer (Universität Regensburg)

Im Juli 1936 gründeten die in Augsburg ansässigen Bayerischen Flugzeugwerke in Regensburg ein Zweigwerk, die Messerschmitt GmbH, die im Januar 1938 die Produktion aufnahm. Der Vortrag geht unter anderem der Frage nach, welche Wirkungen diese Investition eines High-Tech-Unternehmens für Regensburg und die Region hatte.

13.09.2023 -„Tausendundein Dach“: Die Erfassung der historischen Dachwerke der Regensburger Innenstadt
Ruth Hahn-Rieger (Amt für kulturelles Erbe)
Anderer Vortragsort: Lesehalle der Stadtbücherei, Haidplatz

Das Projekt „Dächerkataster Altstadt Regensburg“ bei der Unteren Denkmalschutzbehörde läuft seit eineinhalb Jahren. Nun ist es an der Zeit, die bisher geleistete Arbeit vorzustellen und die weiteren Ziele zu skizzieren. Konkret werden im Vortrag folgende Fragen beantwortet: Wie lässt sich ein „Dächerkataster“ konkret umsetzen? Wie definieren sich die täglichen Aufgaben? Welche wissenschaftlichen Daten werden erhoben und welche Erkenntnisse können dadurch über die Geschichte Regensburgs und für die zukünftige Entwicklung der Stadt gewonnen werden?

18.10.2023 – Friedrich Melchior Grimm: „Französische“ Aufklärung aus Regensburg
Dr. Jonas Hock (Universität Regensburg)

Frankreich ehrt Rousseau, Voltaire und andere Aufklärer in seiner nationalen Ruhmeshalle, dem Panthéon; Friedrich Melchior Grimm ist weder in Paris bestattet noch steht seine Büste in der Walhalla. Dabei wäre das, was wir heute als Aufklärung kennen, ohne den gebürtigen Regensburger nicht möglich gewesen. Der Vortrag wird Grimms Bedeutung für die europäische Aufklärung nachzeichnen und aufzeigen, wie prägend die Erfahrungen in seiner Heimatstadt für seinen späteren Lebensweg waren.