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Interview mit Walter Salas-Humara

Walter Salas-Humara, einer der Ur-Väter des Alternative Country, spielt am 22. Mai im Tiki-Beat am Arnulfsplatz in Regensburg. Vorher sprach er mit Peter Geiger

Gerade tourten sie noch in den Staaten, um dann nach Europa zu fliegen und hier in Deutschland insgesamt zehn Konzerte zu geben.

Walter Salas-Humara gilt als einer der Ur-Väter des Alternative Country. The Silos aus New York, mit Walter Salas-Humara im Kreativzentrum als Songwriter, Gitarrist und Leadsänger, gehörten ab 1985 zur besonderen Gruppe all jener „Critics‘ Darlings-Bands“, die – ähnlich wie Velvet Underground, die späten Byrds, Television, die Feelies oder Green On Red – einfach zu gut und ihrer Zeit voraus waren, um ihre eminent einflussreiche Musik so verkaufen zu können, wie sie es verdient hätten. Sie standen für sensiblen, klugen, einprägsamen amerikanischen Indie Pop-goes-Alt.Country Rock der Königsklasse, der die Rezensenten begeisterte und sich in den Jahreslisten der einschlägigen Rock-Magazine platzierte. Dass aus ihm, dem Sohn von Kubaflüchtlingen, kein globaler Superstar wie etwa Jeff Tweedy wurde, der mit „Wilco“ Weltruhm genießt, hat wohl damit zu tun, dass er „Unabhängigkeit“ über seine Musik hinaus als Statement begreift. Am Montag, den 22. Mai, gastiert er mit seiner Band „The Silos“ im Tiki-Beat am Arnulfsplatz. Hier wird das neuformierte Quartett –auch Musiker aus Ostbayern sind wieder vertreten, wie Robert ‚Pepe‘ Pöschl und Mäx Huber – Songs vor allem vom 1987er Album „Cuba“ spielen. Dabei handelt es um einen jener stillen Klassiker, der Balladen mit rumpeligem Rock’n’Roll zu einem außergewöhnlichen Amalgam verschmilzt – ein Stil, dem die „Silos“ auch auf ihrer neuen Veröffentlichung „Family“ treu geblieben sind. Gerade touren sie noch in den Staaten, um dann nach Europa zu fliegen und hier in Deutschland insgesamt zehn Konzerte zu geben.

Peter Geiger: Vor sieben Jahren waren Sie zuletzt hier bei uns, in Regensburg. Damals saß Barack Obama noch im Weißen Haus, in Europa herrschte Frieden und Pandemien galten als längst überwundene historische Ereignisse, von denen man allenfalls vom Hörensagen kannte. Die Welt hat sich ganz schön verändert, oder?

Walter Salas-Humara: Ach, die Welt, die dreht sich ja ständig – und deshalb verändert sie sich auch! Wer mit offenen Augen durch die Welt geht, sieht ständig Veränderungen -und dazu gehören auch immer irgendwo auf der Welt Kriege. Es gibt immer Krisen und Ungleichheit und Tragödien. Trotzdem darf man sich nicht verrückt machen lassen, es gibt überall auch Veränderungen zum Besseren. Langfristig rückt die Welt näher zusammen. All die verschiedenen Völker kommunizieren und handeln und teilen immer mehr. Die Menschen nehmen unsere Umwelt immer bewusster wahr. Natürlich geht manches nur sehr langsam und schrittweise und manchmal erkennt man nicht, wie viel besser die Dinge jetzt sind als in der Vergangenheit. Kurz gesagt: Ich bin von Natur aus Optimist.

Wirken sich die Krisen und die Brüche auch auf Ihre Musik aus?

Es ist natürlich nicht ganz leicht, sich von all den Nachrichten über Politik oder wirtschaftliche Höhenflüge und Talfahrten nicht beeinflussen zu lassen. Aber, glaub mir: Alles geht vorbei, meistens geht es gut, jedes Problem und jeder Kummer wartet mit einer Chance. Ich versuche immer, langfristig zu denken. Lieder sind wie schwierige Gespräche. Wenn ich daran arbeite, merke ich, wie sich plötzlich kreative Wege öffnen. Sodass die Ergebnisse interessant und außergewöhnlich sind.

Ihr Debüt mit den Silos liegt mittlerweile 35 Jahre zurück – die Ideen gehen Ihnen aber offenkundig nicht aus, Sie veröffentlichen ja nach wie vor!

Ich versuche schon, sehr regelmäßig zu arbeiten. Aber: Ich mache auch Pausen. Ich versuche, so viel wie möglich draußen zu sein – Wandern, Radfahren, Skifahren. Ich liebe es zu reisen und bin viel unterwegs, da ich so ziemlich immer auf Tour bin. Wenn ich auf Tour bin, versuche ich, aus all den sozialen Begegnungen zu lernen, die ich erlebe, also versuche ich, während der Pause und zu Hause so viel wie möglich zu schreiben und aufzunehmen und das zu nutzen, was ich auf Tour gelernt habe. Ich male auch und stelle meine Bilder regelmäßig aus. Das Songwriting, das Aufnehmen und das Malen sind für mich sehr meditativ und entspannend. Ich versuche verschiedene Arten von Songs zu schreiben, Songs aus verschiedenen Perspektiven, sowohl melodischen Rock als auch nachdenkliche emotionale Balladen. Ich versuche, Charaktere zu kreieren, lasse einen Strom bewusster Poesie heraus und erzähle auch einfach gute Geschichten.

Sind Sie dieses Mal auch wieder mit Musikern aus Bayern unterwegs?

Ich hatte immer das große Glück, mit großartigen Musikern aus der ganzen Welt zusammenzuarbeiten. Einer der besten ist Mäx Huber, unser toller Schlagzeuger aus Moosburg. Seine Technik und sein Gefühl sind makellos und ihm gehen nie die kreativen Ideen aus. Unser Bassist, Robert „Pepe“ Pöschl, stammt aus dem Regensburger Raum. Er ist ein echter, wahrhaftiger Rocker. Knallhart, extrem witzig, schnörkellos und mit einem Herz aus Gold. Dann ist da noch Jose Reyes, ein wahrer Meister der Gitarre. Er ist Mexikaner und sehr stolz auf sein Erbe, eine sanfte und äußerst nachdenkliche Seele und ein echter Familienvater, vertrauenswürdig und solide. Ich liebe diese Jungs wirklich.

Sie kennen Europa, aber auch Deutschland recht gut und waren auch schon oft in Regensburg. Was vermissen Sie am meisten?

Das Bier 🙂 Bayern hat das Beste. Wenn ich in den USA bin, vermisse ich den Charme der alten Welt in Europa. All die verschiedenen Nationen und Sprachen, die so nah beieinander existieren, das ist sehr inspirierend und berauschend. Ihr Europäer, Ihr habt alte und weise Seelen!

Werden Sie im Gepäck für Ihre Fans auch Gemälde dabei haben? Sie sind ja eine künstlerische Mehrfachbegabung!

Ich werde versuchen, einige Kunstwerke mitzubringen, aber ich ermutige die Leute auch, sich meine Website anzusehen. Ich male schon sehr lange, probiere aber immer wieder neue Richtungen aus und taste mich in neue Bahnen vor.

Worauf freuen Sie sich, wenn Sie am Montag, den 22. Mai in Regensburg auf der Bühne stehen?

Ich freue mich darauf, alte Freunde wiederzusehen und neue zu finden. Ich liebe Regensburg wegen Pepe. Er hat eine lange, schöne und bunte Geschichte in der Gegend und es macht super Spaß, ein Teil davon zu sein.

(Fotokredit: Walter Salas Humara/facebook)