altemaelze

Lieben & Lassen

Flimmer

Insider-Kritik von Elena Steri, die selbst Musikerin ist und aktuell als „LNA“ aktiv ist. Sie arbeitetet auch beim Verband für Popkultur in Bayern e.V. (VPBy).

Erster Track und direkt Enge in der Brust. „Ich schlaf nicht gut, aber besser jeden Tag“ – wir alle wissen, wie schwer es sein kann nach langer Zeit der Apathie, einer Trennung wieder auf eigenen Beinen stehen zu müssen und der hat mich direkt abgeholt. Damit hätten FLIMMER, die Regensburger, die früher mal als „AberHallo“ agierten, ihr neues, zweites Album „Lieben & Lassen“ nicht besser eröffnen können. Schwere Themen – aber schwere Themen können ja bekanntermaßen auch tanzbar sein. Breather gibt es beispielsweise mit „Armageddon“ und „Ich will mit Dir“, die einen mit HipHop anmutenden Beats und ihrer Kraftklub-esquen Art zu Singen und zu Sprechen aus der Starre holen und mich an Sommertage erinnern, an welchen man solche Songs am besten auf Anschlag im Auto aufdreht. Je länger ich höre, desto mehr beeindruckt mich die musikalische Varianz, denn hier blenden rockige, poppige und elektronische Elemente und Samples mühelos ineinander. Man hört: hier hat ganz klar Munich Warehouse seine Finger im Spiel gehabt. „Los Von Dir“ werde ich heute noch den ganzen Tag vor mich hin summen und mir vorstellen wie es wäre, diesen Song live bei einem FLIMMER Konzert zu erleben. Beim letzten Track angekommen denke ich wie schön es ist, dass manche Bands noch Konzeptalben machen, die eine Geschichte erzählen. Da fühlt sich das Hören gleich viel ganzheitlicher und smoother an. „Fallen/Fliegen“ rundet die Erzählkurve perfekt ab und ich möchte am liebsten impulsiv ganz laut mitschreien, aber erinnere mich dann glücklicherweise daran, dass ich gerade im Zug sitze. Wut, Apathie, Trauer & Loslassen: „Lieben & Lassen“ erzählt in zehn Songs die Entwicklung, die viele von uns nach einer Trennung durchlaufen und ist die perfekte Platte für alle, die ihren Herzschmerz mit guter Musik bekämpfen wollen. (Munich Warehouse) LNA

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