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Das Lehrerzimmer

Regie: Ilker Catak

Drama um eine junge Lehrerin, die versucht, bei ihrem neuen Arbeitgeber eine Reihe von Diebstählen aufzuklären, dabei allerdings droht, an dem Druck zu zerbrechen.

Gibt es irgendwen, der keine schlechten Erinnerungen an die eigene Schulzeit hat? Und trotzdem schrillen seit je her deutschlandweit jeden Tag die gleichen zehntausenden Schulglocken für 11,1 Millionen Schülern erbarmungslos. Lehrermangel, fehlender Fortschritt, alte graue Gebäude, das sind Dinge, die man oft mit Schule verbindet. Und immer ist da dieses mulmige Gefühl, die Angst, am Lehrerzimmer zu klopfen. Denn das ist der Raum der Machthabenden, die einen als Schüler von der Schule werfen oder Sitzenlassen können, die einen über lange Jahre im Griff haben.

Mit „Das Lehrerzimmer“ schafft der preisgekrönte Regisseur Ilker Çatak („Es gilt das gesprochene Wort“) ein nervenaufreibendes Werk über den Mikrokosmos Schule als Spiegelbild unserer Gesellschaft. Der deutsche Shooting Star 2023 Leonie Benesch („Das weisse Band“) gerät als junge zielstrebige Pädagogin zunehmend zwischen die Fronten, und schafft mit ihrer Performance eine dichte Atmosphäre, die von Anfang an fesselt. Zur Story: Carla Nowak (Leonie Benesch) ist eine engagierte Sport- und Mathematiklehrerin, die ihre erste Stelle an einem Gymnasium antritt. Unter ihren neuen Kollegen fällt sie vor allem durch ihren Idealismus auf, doch die Schüler schätzen ihre neue Lehrerin für ihre einfühlsame Art. Als an der Schule eine Serie von Diebstählen verübt wird und einer ihrer Schüler unter Verdacht gerät, beschließt die junge Pädagogin, die Sache selbst zu untersuchen. Zwischen wütenden Eltern, skeptischen und arroganten Kollegen und aggressiven Schülern versucht Carla zu vermitteln, doch sie wird unbarmherzig mit den Strukturen des deutschen Schulsystems konfrontiert. Je verzweifelter sie versucht, alles richtig zu machen, desto mehr droht die junge Lehrerin zu zerbrechen.

DAS LEHRERZIMMER zeigt, worüber in der Schule nicht gesprochen wird. Zwischen den Zeilen versteckt, aber bedingungslos verständlich. Wieso reden, wenn sowieso niemand etwas sagt? Was wird von einem erwartet und wieso? Wie entstehen Gerüchte? Und wie schnell kann ein kleiner Zwischenfall drastische Auswirkungen haben. Eingeengt nicht nur im Gefängnis Schule, sondern auch in einem kompromisslosen 4:3 Format ist DAS LEHRERZIMMER ein nervenaufreibendes Drama und zur gleichen Zeit auch ein dramatischer Thriller. Die Grenzen der Genres verschwimmen dabei in diesem packenden und dichten Film, voller subtiler Metaphern und vieler Facetten des Schulalltags, auch aus den Augen der Schülerschaft. So eine authentische Wiedergabe unseres Alltags sieht man selten. Gerade zur Zeit ist es wichtiger denn je, sich mit gesellschaftlichen Strukturen auseinanderzusetzen, zum Beispiel mit dem Schulsystem, um uns auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten.

Mithilfe des individuellen Schicksals der Lehrerin setzt sich der Film kritisch mit unserer aktuellen Debattenkultur auseinander und stößt damit eine grundlegende Diskussion über Wahrheit und Gerechtigkeit an. Der Film ist mit Eva Löbau („Der Wald vor lauter Bäumen“) und Michael Klammer („Auf den zweiten Blick“) in starken Nebenrollen besetzt. Kamerafrau Judith Kaufmann („Corsage“) ist für die kraftvollen Bilder verantwortlich.

„Das Lehrerzimmer“ feiert seine Weltpremiere auf den 73. Internationalen Filmfestspielen Berlin. Ab dem 4. Mai ist das fesselnde Drama dann in den deutschen Kinos zu sehen.

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