Bread gehörte zu den erfolgreichen Pop-Bands der 1970er Jahre mit Titeln wie „Make It With You“, „Everything I Own“, „Baby I’m A Want You“ und „It Don’t Matter To Me“. Hubert Geue hat an diesem Album noch ganz andere Seiten entdeckt – deshalb ist es das Album im Mai in der Reihe „from the vaults“.
Diese 70ies-Band kennt man eigentlich von ihren – recht soften – Single-Hits; „Baby I‘m a want you“ und ähnlichen Bread-Balladen stürmten sie die Hitparaden und kreierten Evergreens. Mit ihrem interessanten (jedoch etwas unter gegangenen) zweiten Album von 1970 gelang Bread dank David Gates‘ gefühlvollem Soft-Pop-Klassiker und Nummer 1-Hit „Make It With You“ der große Durchbruch – der Song, der in den folgenden Jahren den Standard für gefühlvolle, sanfte Pop-Balladen setzte. Das Stück führt die geneigten Listener jedoch ein wenig auf die falsche Fährte, da die Gruppe mit den anderen Tracks auf „On the Waters“ weitere Akzente setzen konnte, die weit über gefällige Single-Hits hinaus gehen. Mit der beachtlichen Unterstützung von Robb Royer und James Griffin rockt die Gruppe sogar härter als Crosby Stills & Nash, und sie zeigen weiterhin, dass die Vielfalt und Bandbreite des Materials, die sie auf ihrem Debüt gezeigt haben, kein Zufall war. Natürlich ist dies keine Hardrock-Platte, aber es ist eine erstklassige kalifornische Rock-Scheibe, die mich unwillkürlich eine – so nie existierende Band – „Poco meets Hollies“ assoziieren und fantasieren ließ. Auf „On the Waters“ passt einfach alles, es gibt die melodiesüffigen mehrstimmigen Gesangssätze, die E-Gitarren treiben gewaltig, und auch der neue Drummer Mike Botts überrascht mit knackigen Fills und einer virtuosen Spielweise; er könnte locker in jeder Progrock- oder Hardrock-Formation mithalten. Auch das Songwriting ist durchwegs erstklassig, eine schwache Nummer sucht man vergeblich. Wer Bread nur von ihren Single-Hits kennt und die Band in die Schublade „Softrock“ gesteckt hat, sollte „On the Waters“ eine Chance geben. Es lohnt sich. (Elektra) HuGe