Er gilt als verborgenes Juwel, als verkanntes Genie, als einer der großen Americana Musiker. Es heißt, dass er – hätte er ein paar Jahrzehnte früher mit Musik begonnen – Größen wie Tom Petty gleich gekommen wäre. Mixt man die British Invasion in den USA mit 50er Country, 60-Jahre Pop, Americana und purem Rock’n‘Roll kommt man seinem Stil nahe, was aktuell im KunstKulturQuartier in Nürnberg live zu erleben war. Mit seinen Alben „Brother Aldo“ von 1990 (Fire/Rough Trade) über „No Other Love“ 2002 (New West/Blue Rose) bis zuletzt „The Land That Time Forgot“ von 2020 (Yep Roc) im Gepäck spielte er sich quer durchs Programm und animierte im kleinen Raum der „Kantine“ die aus ca. 120 Konzertbesuchern bestehende Fangemeinde zum Mitsingen. Er blieb in den USA und besonders hierzulande bis heute ein Geheimtipp, was sich auch im KunstKulturQuartier in Nürnberg zeigte. Der gesellschaftskritische Geschichtenerzähler der Bay Area von San Francisco besitzt Charisma, was besonders im intimen Ambiente mit netten Anekdoten gestenreich zur Geltung kam. Mit fesselnden Gitarrenriffs und kraftvollen Refrains versetzten Chuck Prophet & The Mission Express das Publikum in Wallung. Seine verführerisch-lässige Stimme transportierte engagiert seine Botschaften über sensible Metalheads, durch Gentrifizierung verdrängte Menschen oder korrupte politische Regime. Begleitet wurde er dabei diesmal nur von Gitarre, Bass und Drums, leider nicht am Keyboard und in Duetten von seiner Ehefrau Stephanie Finch wie einst bei den Wings die McCartneys. Die Musikerin fehlte, hätte aber eh kaum Platz gehabt auf der kleinen Bühne. Als Supportact fungierte als Storyteller humorvoll John Steam Jr. an Mikrophon und Gitarre. (Text + Fotos: Helmut Ölschlegel)