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Altin Gün

Auf diesem Album entfernen sich Altın Gün von dem elektronischen, synthiegetränkten Sound ihrer letzten Alben, um die ganze ansteckende Kraft und Dringlichkeit der berühmten, treibenden Live-Auftritte der Band erneut einzufangen.

Die aus Amsterdam stammende Band Altın Gün hat in den letzten fünf Jahren die Welt mit einer unauslöschlichen Fusion in ihren Bann gezogen. Das Sextett aus türkischen und holländischen Musikern verbindet Psychedelic Rock, Deep Funk, Synthpop, kosmischen Reggae und mehr mit den reichen und unglaublich vielfältigen Traditionen der anatolischen und türkischen Volksmusik. Das 2018er Debütalbum „On“ erregte die Aufmerksamkeit von Publikum und Kritikern, und ein Jahr später erhielt die Band mit ihrem zweiten Album Gece (2019) bereits eine prestigeträchtige GRAMMY® Award-Nominierung für „Best World Album“. Nachdem die Bandmitglieder von Altın Gün während der Pandemie zwei Jahre lang getrennt von zu Hause aufgenommen und in der Folge „Âlem“ und „Yol“ in dieser Zeit veröffentlichten, haben sie nun wieder ein Live-Album im Studio aufgenommen, das den Namen „Aşk“ trägt. Auf diesem Album entfernen sich Altın Gün von dem elektronischen, synthiegetränkten Sound ihrer selbst aufgenommenen Alben, um die ganze ansteckende Kraft und Dringlichkeit der berühmten, treibenden Live-Auftritte der Band einzufangen.

Als Album fängt „Aşk“ bisher am stärksten ein, wofür die Band am bekanntesten ist: die ansteckende Energie ihrer Live-Auftritte. „Es ist definitiv mehr mit einem Live-Sound verbunden – fast wie ein Live-Album“, sagt Bassist Jasper Verhulst. „Wir sind als Band einfach zusammen in einen Proberaum gegangen und haben gemeinsam Musik gemacht, anstatt zu Hause Demos aufzunehmen.“ Dem stimmt Sängerin Marve Daşdemir zu: „Wir haben es nicht so aufgenommen wie das letzte Album. Das haben wir im Grunde zu Hause produziert, wegen der Pandemie. Jetzt sind wir wieder dazu übergegangen, live auf Band aufzunehmen.“ Mit „Aşk“ wendet sich die Band von dem elektronischen, synthiegetränkten Sound ihrer 2021er Alben ab. Während diese beiden dem elektronischen Pop der 80er und frühen 90er Jahre huldigten, markiert Aşk eine überschwängliche Rückkehr zum anatolischen Folk-Rock-Sound der 70er Jahre, der die ersten beiden Alben prägte. „Wir sind bei der Aufnahme eines Rockalbums sehr traditionell vorgegangen, wie in den 70er Jahren“, fügt Verhulst hinzu. In diesem Fall bedeutet das nicht nur, sechs Musiker in einem Raum mit ein paar Mikrofonen zusammenzubringen. „Es geht auch um die Ausrüstung, die wir verwenden“, sagt Verhulst, „das Band und alles andere.“ Es ist diese Liebe zum Detail bei der Verwendung von Vintage-Equipment und Aufnahmetechniken, die dem Album einen so warmen und einladenden Klang verleiht. Vor allem aber ist es der Klang von Freunden und Kollegen, die mit Freude wieder zusammenkommen, um gemeinsam Musik zu machen, und zwar in Echtzeit und im Raum. Eine bewusste Rückbesinnung auf die Quelle zeigt sich auch in der Auswahl des Materials für dieses Album. Alle zehn Titel sind Neuinterpretationen traditioneller türkischer Volksweisen, die zeigen, dass diese alten Lieder reif für Neuinterpretationen waren. „Diese Lieder sind schon so oft gecovert worden“, sagt Daşdemir. „Aber nicht wirklich in psychedelischen Pop-Versionen“, fügt Verhulst hinzu. Das tönt frisch und doch zeitlos – verwurzelt in der Vergangenheit und doch voller Sehnsucht nach einer himmlischen Zukunft. Das ist Musik für Musikentdecker, aber auch alle anderen. „Aşk“ will seine Hörer an neue Orte bringen. Alles, was die tun müssen, ist, sich anzuschnallen und zuzuhören. „Aşk“ (2023) markiert daher einen Neuanfang für die Band, die bereit ist, wieder um die Welt zu touren. Leider steht Regensburg diesmal nicht auf dem Tourplan, wo sie im letzten Sommer bei ihrem Konzert im Thon-Dittmer-Palais begeisterten. (Glitterbeat) P.Ro

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