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The Crazy World of Arthur Brown

The Crazy World of Arthur Brown

Das Album für den April 2023 in der Reihe „from the vaults“

„I am the god of hell fire, and I bring you fire!“, heißt es für die neue April-Ausgabe der Reihe „From The Vaults“. Mit diesen markanten Textzeilen beginnt ein Klassiker der Geschichte der Rockmusik aus dem Jahre 1968, das Stück „Fire“ der Gruppe The Crazy World of Arhtur Brown, von deren gleichnamigen und einzigen LP, erschienen auf Track Record. Die britische Gruppe hatte sich erst ein Jahr zuvor um den charismatischen wie talentierten Sänger Arthur Brown und dem Organisten Vincent Crane, dem späteren Mitbegründer von Atomic Rooster, gegründet.

Damit fällt die Gründungszeit und Schaffungsphase der Crazy World genau in die sehr experimentelle und innovative Zeitspanne der Rockmusik in den späten 60er Jahren. Eine Zeit, in der es beispielsweise um die Bewusstseinserweiterung der Zuhörenden, um musikalische Experimente, um die Abwendung von tradierten musikalischen Formen und dem traditionellen Gebrauch von Musikinstrumenten, um progressive Bestrebungen, um die Kreation eines Gesamtkunstwerks ging. Kurzum, Rockmusik sollte nun endlich auch als eine ernste und anspruchsvolle Form der Kunst angesehen werden. All diese Merkmale spiegeln sich auf The Crazy World of Arthur Brown aus dem Jahre 1968 wieder, die einerseits noch stark von psychedelischen Elementen geprägt ist, andererseits schon auf die beginnende Phase des Progressive Rock verweist. Dazu zählt unter anderem, dass sich diese Platte durchaus als ein Gesamtkunstwerk versteht, insbesondere die A-Seite, die ein durchgängiges inhaltliches und teilweise auch musikalisches Konzept aufweist (im Hinblick auf die entstehenden Konzept-Alben), aus dem das Hit-Stück Fire leider viel zu oft herausgerissen wird. Doch die ganze A-Seite erzählt auf musikalische Weise vom Element des Feuers und den Erfahrungen, die das lyrische Ich mit diesem macht. Die Platte eröffnet mit orchestralen Streicherklängen „Prelude/Nightmare“, stark geprägt von einem hastigen Spiel der dominanten Hammond-Orgel und der markanten wie aufgebrachten und kreischenden Stimme von Arthur Brown, die jede Oktavlage meistert. Danach geht es über zu „Fanfare/Fire-Poem“, einem von Brown eher gesprochenen Gedicht, untermalt durch psychedelische und aufgebrachte, fast schon dramatische Musik. Dieses wird von Fanfarenklängen eingeleitet, die schon am Ende von „Nightmare“ zu hören waren. Gleich im Anschluss an das Feuer-Gedicht folgt dann das berühmte „Fire“ mit seinem harten Orgel-Sound und einem Sänger, der seine gesanglichen Kunststücke erneut unter Beweis stellt. Gegen Ende sind schließlich noch Geräusche eines brennenden Feuers zu hören. In dem theatralisch anmutenden „Come & Buy“ beschäftigt sich die Crazy World weiter mit dem Feuer, erneut getragen von Streichern und einer dieses Mal sanfteren Orgel. Nach „Time“ endet schließlich die erste Seite mit „Confusion“, einer Reminiszenz an das musikalische Thema von „Nightmare“, in der sich die Crazy World noch einmal in ihre „Verrücktheit“ reinsteigert und das Konzept zu einem runden Abschluss bringt. Auf der B-Seite folgen dann neben weiteren Eigenkreationen auch noch psychedelische Cover-Versionen von James Brown und Screamin’ Jay Hawkins.

Die Aufführungen der Band erregten deswegen häufig Aufsehen, da Arthur Brown meistens mit mehreren Verkleidungen auf der Bühne auftrat und zu „Fire“ eine brennende Feuerkrone trug. Bevor es allerdings zu einem nächsten fruchtbaren und innovativen Projekt der Mitstreiter kommen konnte, zu der zwischenzeitlich auch der Schlagzeuger Carl Palmer gehörte, löste sich die Band schon im Jahre 1969 wieder auf. Dennoch dürfte The Crazy World of Arthur Brown mit ihrem experimentellen Ansatz, ihrer Explosivität und ihrer bunten Mischung großen Einfluss auf die Szene der Rockmusik hinterlassen haben. (NiKu)