altemaelze

In The Spirit Of Darkness

Ravenryde

Der “Sound-Report: Platten aus der Region” beschäftigt sich im April mit dem 2009er Debut von Ravenryde

Diese Rubrik auf der “er-em-online”-Homepage widmet sich Veröffentlichungen aus der Region, die vor mehr als zehn Jahren erschienen sind. Das ist die einzige Voraussetzung, dass diese Longplayer schon mindestens zehn Jahre alt ist, also für heuer mindestens vor 2013 veröffentlicht wurde. Das trifft auf diesen Longplayer zu, der im Herbst 2009 veröffentlicht wurde. Dieter ‚DiDi‘ Saller dürfte älteren Hardrock-Fans noch als Gitarrist von Blue Cheer bekannt sein, als die Band eine Zeitlang in Regensburg residierte. Er spielte später auch bei Mass und gründete vor über 15 Jahren mit Ravenryde eine eigene Hardrock-Band. Das in Regensburg beheimatete Quintett orientierte sich auf seinem Debüt „In The Spirit Of Darkness“ an Bands wie Black Sabbath oder Whitesnake, Pink Cream 69 oder Axel Rudi Pell mit einer Mischung aus düsteren Sounds und gitarrenlastigem Hard Rock. Aus welchen Gründen auch immer wurde aus diesem Projekt nichts, obwohl das Album in der Presse durchwegs gute Kritiken erhielt. Grund genug, diese Scheibe nochmal vorzustellen, auch weil Dieter Saller gerade eine neue Heavy-Blues-Rock am Start hat. Diese Kritik erschien damals im Online-Magazin „Rocktimes“.

In Regensburg gilt erhöhter Arschtritt-Faktor, seitdem Ravenryde ihr Album raus haben. „In The Spirit Of Darkness“, das ist ziemlich genau eine Stunde Heavy Metal, Hard Rock, Rock’n’Roll … was auch immer – es ist heavy, es pusht, es groovt und es hat immer irgendwie ein bisschen was schön Schauriges an sich. Na klar, schließlich ist der Rabe ja auch Namensgeber und Frontcover-Maskottchen des Oberpfälzer Fünfers. Die Band ist noch recht frisch, seit 2007 in Komplettbesetzung am Musizieren (wobei inzwischen, nach dem Album-Release, der Basser wechselte) und hatte dieses erste Album im Herbst 2009 fertig zusammengeschmiedet. Erfahrung ist dennoch reichlich vorhanden. So war zum Beispiel Bandkopf Dieter ‚Didi‘ Saller Anfang der 90er als Gitarrist bei Blue Cheer (auf dem Album „Dining With The Sharks“) zu hören. Mit Ravenryde machen er und seine musikalischen Mitkämpfer vom ersten Takt an weder Kompromisse noch Gefangene. „Unholy Ground“ – was für ein geiler Opener! Die urtümlichen Hard Rock-Gitarren und fetten Bässe und knallenden Drums lassen das Holz der Boxen vor Druck ächzen und knarzen. Powerpaket Matt Joseph erstürmt die Herzen der stolzesten Metaller binnen Sekunden dank eines beherzten Screams der Marke ‚Tarzan goes Metal‘. „Skull & Bones“ ist noch so eine straighte Headbanger-Nummer mit Rock’n’Roll-iger Attitüde und powerdynamischem, genial melodischem Headbanger-Riffing, bei dem man sich erstmal zwischen abgebrühtem Kopfschütteln und verrückten Tanzeinlagen entscheiden muss – bewegt wird sich auf jeden Fall, Hand drauf! Der Spirit, der drin steckt, ist Hard Rock der 70er – so rau und ‚in your face‘; das ist lebendiger als bei manch anderen Bands live. Während man in diesen Songs Spuren von den Scorpions oder Alice Cooper zu entdecken vermag, verströmen die hart und melodisch rockenden „Foolish Dreams“, „Generation Zero“ und „Hell Nights“ ein ganz traditionelles Saxon-Flair. Das liegt an der charmanten Ungeschliffenheit nicht nur des Instrumentensounds, sondern auch des Gesangs von Matt Joseph. Stücke wie „Eyes In The Sky“ oder die Up-Tempo-Nummer „Ryde With The Pack“ schlagen dann eine Heavy Metal-Richtung späterer Prägung ein und erinnern an Acts wie Grave Digger. Mit seiner Spielzeit von fast acht Minuten fällt der Titeltrack „In The Spriti Of Darkness“ schon auf der Tracklist auf – und der ist richtig klasse, sicherlich ein Leckerbissen für Fans von Mystic Prophecy oder Primal Fear. Und stellenweise ist der Song gar Dio‘esk – episch und mystisch, und dann noch diese dramatischen Keyboard-Hooks im ausgedehnten Instrumentalpart … hat schon was von „The Last In Line“, klasse. Bei so viel Power erlauben sich Ravenryde mit „If I Was King“ und „Love Will Find Its Way“ zwei ausgeprägte Schnulzen. Die würden selbst in einem Rock-Musical als waschechte Balladen durchgehen, wobei man zugeben muss, dass Duett-Gastsängerin Caro Lindner genau dieses emotionale, Musical-hafte prima rüberbringt. Trotzdem sind diese Ausreißer sicherlich Geschmacksache – für den einen eine runde Ergänzung, für den anderen ein Fremdkörper. Wie auch immer – der Gesamteindruck dieses Debütalbums bleibt so stark, dass Ravenryde ordentlich daran arbeiten, die Steinerne Brücke in Regensburg zur ‚Stählernen Brücke‘ zu machen! (8Ton Music/Rough Trade)

Line-up:
Didi Saller (guitar)
Matt Joseph (vocals)
Hans Leikam (bass)
Andy Gmeinwieser (drums)
Jan Nagel (keyboard)
Guest musician:
Caro Lindner (vocals #7,11)

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 60:24 min