Elisabeth (Lilly-Marie Vogler), eine junge Frau, bodenständig und voll Hoffnung auf ein selbstständiges Leben, versucht mit allen Mitteln, ihre Unabhängigkeit zu beweisen. Deswegen steht sie auch vor dem Anatomischen Institut, um ihre Organe schon zu Lebzeiten zu verkaufen und damit den Gewerbeschein als Unterwäscheverkäuferin zu finanzieren. Sie will nicht aufgeben und sich durchbeißen als Frau. Doch die sozialen Umstände schnüren sie enger ein als jedes Korsett: Missgunst und eine Gesellschaft im gnadenlosen Existenzkampf verstricken die immer verzweifelter agierende Elisabeth in ein prekäres Netz aus Notlügen und Heuchelei. Daran scheitert auch ihre Liebesbeziehung zum Polizisten Klostermeyer (Jonas Julian Niemann), der sie alleine lässt, da er seine Karriere nicht wegen ihrer Vorstrafe gefährden will. Wieder allein, ohne Arbeit und Geld, resigniert sie und nimmt sich das Leben.
Das karge Bühnenbild, gestaltet als hölzerner Guckkasten aus rohem Holz, macht Hoffnung und Hoffnungslosigkeit gleichermaßen deutlich. Durch die Reduktion auf wenige Requisiten gelingen eindrucksvolle Bilder und lassen den Spielern viel Raum. In „Elisabeths Zimmer“ entsteht ein wenig Zweisamkeit in der Liebesszene zwischen Elisabeth und Klostermeyer. Die letzte Szene, als Elisabeth von einem Spaziergänger (Paul Wiesmann) aus dem Kanal gerettet wird, treibt die schier ausweglose Situation der jungen Frau durch die desinteressiert-distanzierten Umstehenden auf die Spitze, sie wenden sich ab und überlassen das Mädchen dem Tod. Am Anfang irritieren die langen Sprechpausen ein wenig, doch das Ensemble spielt sich frei und findet den passenden Rhythmus für das Volksstück. Für mich nicht nachvollziehbar ist allerdings der Regieeinfall, die Akteure über die Logen auf die Bühne klettern zu lassen.
Horvath schrieb dieses Theaterstück nach einem realen Fall, den Lukas Kristl als Co-Autor berichtete, und wollte den „gigantischen Kampf zwischen Individuum und Gesellschaft“ darstellen. „Aber es könnt doch auch ein bisschen weniger ungerecht zugehen“ – das wünscht sich Elisabeth vom Leben und wird bitter enttäuscht. Glaube, Liebe und Hoffnung bleiben auf der Strecke.
Weitere Aufführungen am 22.3., 23.3., 26.3., 31.3., im April, Mai, Juni
Fotokredit: Theater Regensburg