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Elephant Love Song

Luumuu

Eine Reise durch Zeiten und Welten, die man, wie einen tröstenden Tagtraum, am besten mit geschlossenen Augen genießt.

Mit „Elephant Love Song“ legt die Schweizer Band Luumu (Adina Luumu, Mitmusiker: Simon Iten, Andy Schelker plus special guests) 2023 ein beeindruckendes drittes Album vor. Lieder zwischen sphärischem Jazz und dunklem Indie-Folk, unterstützt von klassisch angehauchten Streicherarrangements und jazzigen Bläsersätzen. Mit „Elephant Love Song“ wandern die versierten Musiker stilsicher zwischen den Genres und schaffen filigrane bis überwältigende Klangwelten. Ein atmosphärisches, dichtes, tiefgründiges Album voller intelligenter Brüche, das von Adina’s eindringlichen Gesangskünsten, von ihrer hellen und klaren Stimme getragen wird – virtuos in der Wahl der Stimmfarben, mal leise flüsternd, mal episch klagend, mal tröstend warm, immer eindringlich erzählend. Auch die thematische Bandbreite reicht dabei von harten gesellschaftlichen Realitäten bis ins poetisch Verklärte und von individuellen Erfahrungswelten. „Elephant Love Song“ enthält brandaktuelle Songs über den Kampf gegen den Klimawandel/Naturzerstörung, die eigene Ohnmacht und die zerstörerische Kraft der menschlichen Ignoranz („Tell you a Story“, „Crossfades“ und „The Hope of Fools“). Dazwischen finden sich persönliche, biographisch gefärbte Lieder wie „Castle“ und „Persistent“, deren tiefe Melancholie niemanden kalt lässt. Mit dem Opener „All That’s Left“ schaffen LUUMUU spielerisch die Synthese zwischen Persönlichem, Gesellschaftlichem und Urmenschlichem, indem virtuos eine verlorene Liebe, ein gebrochenes rechtes Handgelenk und ein Konzertabend mit einem linken Politiker verknüpft werden. Selbst in poetischen Songs wie „Hazy Wintersun“ oder „Fragments“ schwingt stets eine feine Kritik an unserer Gesellschaft mit. Aus all diesen kraftvollen, feinen, trostspendenden, verletzlichen, wütenden und warmen Momenten ist ein kompositorisches und erzählerisches Gesamtwerk entstanden, in welchem jedem Lied genau die instrumentale Besetzung beigefügt wurde, die es verdient. Angefangen bei einer minimalistischen Besetzung aus Klavier, Gesang und Flöte, bis zur vollen Band-Besetzung mit mehreren Overdubs. Der verwobene Harmoniegesang auf „Elephant Love Song“ erinnert an Folk- und Rockbands aus den 60er und 70er Jahren, die Streicherarrangements lassen in ihrer Melancholie an die sehnsuchtsvolle Melancholie eines Nick Drake denken. Das Klavier als konstanter Begleiter erzählt von der musikalischen Herkunft der Bandleaderin und verbindet die vielschichtigen Lieder zu einem einzigen, stringenten musikalischen Abenteuer. „Elephant Love Song“ ist ein kompositorisch komplexes, in seiner tiefen Menschlichkeit aber dennoch allen zugängliches Kunstwerk, das beim wiederholten Hören ständig noch bunter wird. Eine Reise durch Zeiten und Welten, die man, wie einen tröstenden Tagtraum, am besten mit geschlossenen Augen genießt. Fazit: Meisterhaft! (Turbo/Timezone) HuGe

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