Maria de Buenos Aires sind sechzehn Bilder voll Melancholie, Schmerz, Leid und unerfüllbarer Liebe.
Die Handlung in diesen Bildern ist schwer zu fassen, es gibt keinen durchgängigen Erzählstrang, sie ist aufgelöst in einzelne Episoden. Es ist eine Hommage an Buenos Aires, die Stadt des Tangos, der sich aus den Elendsvierteln in die Seele der Stadt hineingeschlichen hat und ihren Lebensstil prägt. Maria als „Tochter der Vorstädte“ verkörpert die vielfältigen Schichten dieses Lebens. Geboren im Elend – „Maria kam an einem Tag zur Welt, als Gott betrunken war …“, erzählt die Operita von den Versuchungen, der Gewalt und dem dunklen Leben, von Tod und Wiedergeburt der Maria in einer mystischen Schattenwelt.
Diese surreale Handlung, in der Tradition lateinamerikanischer Erzählweise, bildet mit der Musik von Astor Piazzolla eine faszinierende Synthese. Die breite Palette argentinischer Musiktradition, mit Tango, Milonga, Volksliedern oder Walzer, erzeugt diese melancholische, magische Stimmung, die die Brüche in der Handlung unterstreicht, überspielt oder aus dem Schatten herausholt.
Die Emotionen, die hellen und dunklen Seiten der Maria, finden mit Fabiana Locke eine ausdrucksstarke und berührende Sängerin und Darstellerin. Eingebunden in eine spannende moderne Tanzperformance, die auf die tradierten Formen des Tango verzichtet, gelingt der Choreografin Sommer Ulrickson mit dem Tanzensemble eine überzeugende Symbiose aus Bewegung und Gesang. Eingebettet in ein filigranes, durchscheinendes Bühnenbild, bei dem die Möglichkeiten der Drehbühne geschickt genutzt werden, kann sich die Tanzgruppe ausdrucksstark präsentieren. Thomas Mehlhorn als El Duende, Carlos Moreno Pelizari, Alejandro Nicolas Firlei Fernandez, Felix Rabas treffen stilsicher den Klang und die Gefühlswelt ihrer Rollen. Nicht zuletzt schafft es das Kammerorchester unter der Leitung von Andreas Kowalewitz, Rhythmus und Melancholie der lateinamerikanischen Musik einzufangen, und mit den Streichern, Flöte, Akkordeon, E-Gitarre treffen sie den Nerv dieser Musik genau.
Die Musik Piazzollas, ein beeindruckendes Tanzensemble, eine starke schauspielerische und gesangliche Leistung – ein gelungener Abend!