altemaelze

The Story so far 1995 – 2023

Hotwire

Gelungenes Comeback: Damit decken die Ingolstädter die ganze Bandgeschichte ab und bringen von jedem der vier bislang veröffentlichten Alben einige Songs wieder zu Gehör, die man seit der Bandauflösung 2006 nicht mehr auf dem Schirm hatte.

Wer, so wie ich, den Bandnamen Hotwire in den 90er zwar mal gehört hat (dank des Metal Hammer bzw. Rock Hard Magazins), aber mangels Verfügbarkeit auf CD nie die Gelegenheit hatte, sich mit dieser Band näher zu beschäftigen, hat nun mit einer kleinen Rückschau die Möglichkeit in die musikalische Vergangenheit von Hotwire zu blicken und auch der Dinge, die kommen werden, zu hören. Mit „The Story so far 1995-2023“ decken die Ingolstädter die ganze Bandgeschichte ab und bringen von jedem der vier bislang veröffentlichten Alben einige Songs wieder zu Gehör, die man seit der Bandauflösung 2006 nicht mehr auf dem Schirm hatte. Zwölf Songs wurden hierfür remastered, zwei Songs in der neuen Besetzung eingespielt/-gesungen und mit „Slam!“ gibt es sogar einen sehr vielversprechenden brandneuen Song. Von der damaligen Besetzung ist nur noch der auch bekannteste Musiker an den Drums, ‚Mr. BR1Classic Rock‘ aka ‚the Moasta of Spezi‘ Tom Glas dabei, der eine Topfigur hinter den Kesseln macht und richtig gut groovt. Zudem kehrte Ur-Sänger Michael Werner, formerly known as Werner Stadi, zurück (der 2001 ausgestiegen war), was man den drei Songs dann auch durchaus anhört, seine Stimme scheint doch im Laufe der Zeit gereift zu sein. Im Vergleich zum Rest klingt das dann im ‚Hier und Jetzt‘ doch eher nach melodischer Hard Rock Band als nach The Teens meets Kelly Family beim Rest von früher. Ausnahme: Das an härtere Axxis erinnernde „Waterfalls“ von 2006, welches vom Nachfolgesänger Andy Urbeck mit etwas mehr Schmackes und Rotz in der Stimme intoniert wurde vom bis dato letzten Album „Devil in Disguise“. Musikalisch bewegen wir uns in der Schnittmenge von Poison, Axxis, natürlich Bonfire (Lessmann/Ziller betreuten das Debüt von 1995), Scorpions, aber auch Bon Jovi oder Domain (beim relative poppigen „Alone“). Die Musikwelt hat man damit nicht aus den Angeln gehoben und zu mehr als 2. Liga (hier aber dann immer an den Aufstiegsrängen) hat es nie gereicht. Die gleich drei Balladen („Sometimes she cries“ etwas rockinger, „Lovin‘ Kind“ und dem Feuerzeug/Handylicht anmachenden „Waiting for a Sing“ mit feinem Solo) erstürmen dafür jeden Schlüpfer, die Sleaze Rock-Nummern (u.a. „Take me to your Heart“ oder „Talk to me”) lassen einem nicht die Schminke aus dem Gesicht fallen und generell macht die Band einen Topjob an den Instrumenten, fesche Gitarrensoli inklusive. Und man fragt sich dann unweigerlich warum wurde die Band nicht bekannter in den 90er Jahren? Lag es am Grunge? Wir werden es nie erfahren. Zurück zur Gegenwart/Zukunft: Die neuen Mitstreiter (aus der Region Regensburg) am Bass (Alexander Schott von der Thrash Metal Band Antipeewee – die Metal Fans kennen da deren Gitarristin Coralie, die derzeit die Axt bei Atlantean Kodex bedient) und den Gitarren (Hannes Heid von The Mystic Eyes und Mass, sowie Daniel Reiss von der leider aufgelösten Thrash Metal Band GumoManiacs) bringen auf alle Fälle frischen Wind in die Band. Die Songs klingen härter (Tom packt sogar mal die Double Bass Drum aus bei „Slam!“ oder „Danger is calling“) und die Soli im letztgenannten sind verdammt stark. Ob sich das Remastering im Vergleich zu den Originalaufnahmen gelohnt hat kann ich nicht beurteilen, generell klingt die Scheibe aber jetzt frischer und gar nicht muffig. Ich bin jedenfalls mal gespannt, ob und wenn ja, wann ein vollständig neues Album kommt (und ob sich ein Label bei Erfolg dieser „Best of“ erbarmt  die alten Alben mal neu aufzulegen) und vergebe starke fünf Sterne (auch wenn man Compilations ja normal nicht bewertet) mit dem Hinweis, sich den neuen Song bei YouTube oder spotify mal reinzuziehen. Es lohnt sich m.M. nach. (Yellow Muffin Records) HJH

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