Obwohl Studien durchgeführt wurden, die darauf abzielten, die Wissenschaft hinter der Musik zu verstehen, erscheint unsere unerklärliche Fähigkeit, die Emotionen eines anderen Menschen durch die Anordnung von Klangfrequenzen anzuzapfen, immer noch ein bisschen wie Magie. Die DEATH VALLEY GIRLS, eine Psychedelic Garage-Goth Combo aus Los Angeles, haben immer versucht, diese Magie wie alte Mystikerinnen einzusetzen, indem sie durch ihren feurigen Rock’n’Roll psychische Bindungen mit willigen Ohren geschaffen haben. Seit fast einem Jahrzehnt nutzt diese Combo ihre Musik auf bisher drei Longplayern als Mittel, um eine gemeinsame Energie anzuzapfen. Oberflächlich betrachtet waren diese Alben wie rauhe Mash-Ups aus frühem amerikanischen Punk, sonnengebräuntem Psych-Rock und Proto-Metal ähnliche Feuer-und-Schwefel-Gitarren-Verbeugungen, doch gab es in ihrer Musik schon immer einen Unterton eines Gemeinschaftsrituals. Mit ihrem neuen, vierten Album „Under The Spell Of Joy“ taucht die Band nun noch tiefer in diese magische kosmische Energie ein.
Bonnie Bloomgarden, Songwriting-Mastermind der Combo, nutzt die hymnischen Schwelgereien der Band als Leitfaden für spirituelle Heilung und als Fahrplan für zukünftige Inkarnationen des Selbst. Und obwohl dies vielleicht die höchsten Ziele der DVG sind, ist die daraus resultierende Musik auch bei weitem die ansteckendste und feierlichste. Die Saat für die neuen Songs wurde gepflanzt, als Bloomgarden von November 2020 bis März 2021 mit einer mysteriösen Krankheit im Bett lag. „When I was sick I had to sleep most of the day. I kept waking up every few hours with an intense message to take care of the island, feed the island…I have no idea why, but making music for the island kept coming up.“ Vor ihrer Krankheit konzentrierte sie sich in erster Linie darauf, Lieder zu schreiben, um anderen Menschen zu helfen, mit ihrem eigenen Leid fertig zu werden. Aber etwas in ihr veränderte sich, und sie begann, ihren Fokus nach innen zu richten. „When I was sick I started to wonder if it would be possible to write a record with messages of love to my future self. This was really the first time that I consciously thought about my own suffering and what future me might need to hear to heal. I struggled so much in my life with mental health, abuse, PTSD, and feeling like I didn’t belong anywhere. And I don’t want anyone—including my future self—to suffer ever again. I realized that if we are all part of one cosmic consciousness, as we [DEATH VALLEY GIRLS] believe, then „Islands In The Sky“ could serve not only as a message of love and acceptance to myself, but also from every self to every self, because we are all one!“
Wenn das zu verkopft oder esoterisch klingt, keine Sorge. In seinem Kern ist „Islands In The Sky“ eine Party – eine ausgelassene, tanzbare, mitsingbare Feier des Lebens, der Liebe und des Mysteriums. Der Großteil des Albums entstand, als Bloomgarden und Schlagzeugerin Rikki Styxx sich am Neujahrstag 2022 in eine Hütte in den kalifornischen Wäldern begaben, um sich dort zu verkriechen und die Songs aus dem Äther zu holen. Verstärkt durch Larry Schemels Gitarrenkünste und die neue Bassistin und Co-Leadsängin Sammy Westervelt machte sich die Band daran, im Station House Studio in Echo Park ihr bisher ambitioniertestes und aufregendstes Album aufzunehmen. Zum Antesten: der Titeltrack rockt gut, mit „What Are the Odds“ haben wir beinahe eine klassische Death Valley Girls-Nummer, aber mit weniger Punk als früher, und schön tönt auch das krautige Space Rock-Vehikel „Watch the Sky“. Man könnte diesen Mix aus Psych, Space Rock und Gospel als „transzendalen Rock“ bezeichnen, oder wie es Iggy Pop ausdrückte: „Death Valley Girls are a gift to the world.“ Am besten selber in die elf Tracks reinhören. (Suicide squeeze) P.Ro *****
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