Die schwedische Band „Siena Root“ ist seit Ende der 90er Jahre ein zuverlässiger Garant für kräftigen, oft rifflastigen Rock, der einen sofort in die frühen 1970er Jahre entführt. Dass die Band genau das beabsichtigt, daran läßt sie seit über 20 Jahren nicht nur optisch auf der Bühne keine Zweifel aufkommen, sondern auch nicht beim aktuellen Album „Revelation“. So bietet auch das mittlerweile achte Album keine großen Überraschungen, und man möchte fast sagen, das ist wohl auch gut so. Da Siena Root in den gut zwei Jahrzehnten ihres Bestehens einige Besetzungswechsel hatten, sollte vielleicht gleich zu Beginn erwähnt sein, dass diesmal die schwedische Bluesrock-Sängerin Zubaida Solid mit ihrer charakteristisch eher tiefen, kräftigen und ausdrucksstarken Stimme alleine den Leadgesang übernommen hat. Beim letzten Album „The Secret Of Our Time“ aus dem Jahr 2020 hat sie sich noch den Gesang mit Lisa Lystam geteilt. Nach zwei, drei Stücken mag ihr Gesang auf einem vielleicht in der oft ähnlichen Tonlage etwas monoton wirken. Spätestens aber bei dem sehr ruhigen Stück, „Dusty Roads“, ist dieser Eindruck wieder verpufft. Sehr schön hier auch der Einsatz einer Querflöte, eine Bereicherung; die Orgel geriet bei diesem Album insgesamt eher in den Hintergrund, ist aber da. Sehr gelungen auch gleich das nächste Stück, „Winter Solstice“, das sich auch von den schweren Riffnummern angenehm absetzt; leichter „angejazzter“ Folk und da ist sie gleich nochmal: die Flöte. Ja natürlich, auch das ist typischer Sound der frühen 70er, ja und? Und überhaupt, die ganze Produktion, das Klangbild, das eben nicht klinisch reine harte, knallende Schlagzeug, das sich in den Vordergrund drängt, es klingt alles so, wie man diesen angestaubten Rock hören will, wie man es auch von all den früheren Perlen in der Sammlung aus dieser Zeit noch kennt und geliebt hat. Man, mag das dann ANALOG nennen. Es passt hier einfach, die Instrumente, die Effekte, die Abmischung und so ganz nebenbei auch noch die Covergetaltung. Sehr reduziert, schlicht, aber sofort an 70er Jahre Cover- Artwork erinnernd, wie man es damals oft eher bei Jazz-Platten finden konnte, wenn ich mich nicht irre. Um aber bei der Musik von Siena Root zu bleiben, neben den härteren, typischen, heavy Bluesrock-Stücken, sind es für mich vor allem die ruhigeren Titel, die dieses Album interessant machen. Dazu gehört auch das fernöstliche Instrumentalstück „Madukhauns“, auch wenn es jetzt fast schon klischeehaft wird: wie die Beatles, wie viele andere Hippie-Bands um 1970 , auch die spätgeborenen Siena Root lieben indische, sphärische Musik (na ja, halt eben Kiffersound), die Sitar gehört deshalb bei ihnen schon lange irgendwie mit dazu, man erinnere sich an ihre Auftritte beim Burg Herzberg Festival 2005 und beim Rockpalast 2006, beides als TV-Mitschnitte im Netz nachzusehen. Alles in allem, wer progressiven 70er Bluesrock mag, der kann bei dieser Platte eigentlich nichts falsch machen. Es ist sicher eines ihrer besseren Alben. (Atomic Fire Records) NoBa *****
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