Manche Künstler verspüren offenbar schon im Kindergartenalter ihre Berufung; ja – da lernt sich‘s leicht(er). Bereits im Alter von drei Jahren begann die koreanische Musikerin Gee Hye Lee Klavierunterricht in Seoul zu nehmen. Sie erhielt diverse Stipendien sowie Auszeichnungen als klassische Pianistin und entdeckte mit 16 ihre Leidenschaft für den Jazz. Die Pianistin zog nach Deutschland, startete ein Musikstudium in Stuttgart und beendete ihre Ausbildung mit einem Stipendium am Berklee College of Music in Boston. Gee Hye Lee, die inzwischen seit Jahren in Stuttgart lebt, arbeitete mit vielen verschiedenen Jazzmusikern und wurde 2012 mit dem baden-württembergischen Landesjazzpreis prämiert. Seit 2009 leitet sie ihr eigenes Trio mit dem herausragenden Kontrabassisten Joel Locher und der mehrfach ausgezeichneten Kölner Schlagzeugerin Mareike Wiening. Das Trio wird seit 2021 von der ausgebildeten Sängerin und Komponistin Song Yi Jeon unterstützt, deren Beitrag die Wertigkeit bzw. den Faszinationseffekt der Scheibe um eine weitere Klasse anhebt. Mit der Neuerscheinung „Parangsae“ präsentieren Gee Hye Lee und ihre Band fünf Kompositionen, die offen und komplex zugleich sind und eine Verbindung zwischen ihrer europäischen und asiatischen Heimat zum Ausdruck bringen. Die unverwechselbare und einzigartige Stimme von Song Yi Jeon trifft auf wohldurchdachte Pianoklänge, die die Jazzpianistin mit einer souveränen Leichtigkeit spielt. Auf dem Album sind fünf arrangierte koreanische Kinder- und Volkslieder sowie facettenreiche und zeitgenössische Jazz-Kompositionen zu finden. Das klingt anfangs nach Latin-Jazz, dann wird es folkig und mitunter auch atonal und chaotisch, vor allem auf dem Titeltrack „Parangsae“. Das ist vogelwild und man möchte das Etikett „Free Jazz“ vergeben, jedoch klingt die CD mit dem wunderschönen letzten Stück „A Cottage in an Isle“ versöhnlich und melodisch aus. Da zeigt Song Yi Jeon nochmals die Bandbreite ihrer faszinierenden und bezaubernden Stimme. (Meix Music) HuGe

*****/*

******* = genial / ****** = phänomenal / ***** = optimal / **** = normal / *** = trivial / ** = banal / * = katastrophal