Will man sich um Erklärungen drücken, greift man gern auf die Worthülse „Der Name ist Programm“ zurück. Im Falle von „Brazzooka“ freilich ist das ein bisschen anders. Denn der Name dieser Regensburger Band, er ist nicht nur eine verdammt kluge Mischung aus Kofferwort und Neuprägung, er beinhaltet auch – aufs Maximale reduziert – die gesamte DNA dieser Jazz-Funker, die seit mehr als zehn Jahren schon zusammenspielen. Das „r“ an zweiter und das zusätzliche „z“ dahinter, sie laden diese Bazooka (die ihrerseits nicht nur eine Panzerfaust, sondern auch ein Musikinstrument sein kann!) mit Stil und Richtung auf. Ergänzt um diese beiden Konsonanten wird klar, dass hier assoziativ auf Brass und Jazz angespielt wird – also nicht weniger als auf die zum Einsatz kommenden Blechblasinstrumente und die dominante Musikrichtung.
Bei ihrem gut zweistündigen Auftritt im Leeren Beutel am Donnerstagabend feuert die aus acht Instrumentalisten bestehende Combo von Anfang an aus allen Rohren. Sie steigen energetisch ein, mit „Walk tall“, jenem aus den 1960ern stammenden Cannonball Adderley-Klassiker, dem Posaunist Nils Landgren ein zweites Leben eingehaucht hat. Und machen damit von Anfang an klar, dass ihre Jazz-Interpretation stets eine ist, die auf Soul und Funk nicht verzichten will. Dementsprechend zitieren sie Größen wie Tower of Power, Incognito, Mezzoforte oder Al Jarreau – und zeigen auch durch die weiten Solopfade, die beschritten werden, welche Zauberkraft dieser Fusionsküche innewohnt. Besonders hoch freilich liegt die Messlatte, wenn sie einen Gang herunterschalten – und sich ans Oeuvre des für seine ausgeklügelten Arrangements so berühmten Donald Fagen wagen. Bravourös covern sie dessen Solotitel „I.G.Y.“ sowie Steely Dans „Babylon Sisters“ – und zeigen damit, dass sie auch in geschlossener Teamleistung unterschiedliche Register zu ziehen vermögen. Vokalist Marius Sachse ist der Joker der Band – und verleiht mit seiner Tenorstimme diesem Gebräu die entsprechenden Sahnehäubchen. Der rappelvolle Leere Beutel (hier ist der Name keineswegs Programm!) geht über die gesamte Strecke von zwei Stunden mit, klatscht und groovt und schwelgt in Erinnerungen an jene Zeiten, in denen handgemachte Musik noch das Maß aller Dinge war. (Peter Geiger)
Besetzung:
Marius Sachse – voc
Peter Glas – tr
Ariane Felgenträger – as
Jörg Lipka – trb
Thomas Sachse – ts, bs
Markus Stich – p, keys
Armin Merten – g
Hermann Kobl – b
Martin Kammerer – dr