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Cordes Sauvage

Cordes Sauvage

Der “Sound-Report: Platten aus der Region” für den Januar 2023

Vor über 35 Jahren gründete Helmut Nieberle, Regensburgs wohl bekanntester & bester Jazz-Gitarrist, die Gipsy-Swing Formation „Cordes Sauvages“. Zwar ist Helmut Nieberle inzwischen verstorben, viel zu früh 2020, aber trotzdem oder gerade erst recht gibt es das traditionelle Nach-Weihnachts-Konzert in der Alten Mälzerei weiterhin mit seinen ehemaligen Mitmusikern. Grund genug an das erste Cordes Sauvages-Album zu erinnern, das 1984 veröffentlicht wurde. Die Besprechung erschien in der Mai-Ausgabe des RM von 1985.

Die Gypsy-Swingformation um den Regensburger Helmut Nieberle stellte während eines dreitägigen Engagements in der Münchner ‚Manege‘ ihre Debut-LP vor. Wer die Gruppe von ihren Auftritten in Regensburg kennt, der weiß, was ihn erwartet: Lebhafter, abwechslungsreicher Zigeunerswing. Von traditionellen Swingstücken über „Minor Swing“ von Djange Reinhardt bis hin zu Eigenkompositionen – immer haben sich die Musiker etwas besonderes für diese LP einfallen lassen. Man traut seinen Ohren kaum, hört man das Intro des Klassikers „It’s only a Papermoon“. Nieberle, der die Arrangements für die Stücke schreibt, läßt diesen mit einem Funk-Rhythmus beginnen! Und Max Kienastl, er ist erster Geiger bei den Bamberger Symphonikern, geigt begeistert mit. Die Spiel- und Arrangierfreudigkeit der 100%igen Musiker zeichnet überhaupt das gesamte Album aus. Die Grundlage für den besonderen Sound von „Cordes Sauvages“ schuf Nieberle mit seien Arrangements. Während eine Rhythmusgitarre und der (ausgezeichnete) Kontrabass das Tempo bestimmen, sorgen die zwei Sologitarren mit der Geige in fünf-stimmigen Sätzen für das besondere Klangbild. Mal treibend, mal im ¾-Takt oder ruhig, fast melancholisch – die „Closed Harmonies“ sorgen für einen kompakten, interessanten Sound. Mit zwei Sologitarren und der Geige als dominanten Melodieträger schaftt die Band ein unglaubliche Vielfalt an Melodien und rasanten Solis. Dass sich auf der Platte zwölf Stücke befinden, zeigt allein, wie sehr es den Musikern auf Vielfalt angekommen ist. Mit der Aufbereitung von Stücken unterschiedlicher Genres und den Eigenkompositionen, von den besonders „Cote Sauvage“ – eine stimmungsvolle Interpretation im Duo (Geige/Kienastl – Gitarre/Nieberle) – hervorzuheben ist, gelang ihnen das auch. „Cordes Sauvages“ – eine Platte von und mit den „Wilden Saiten“, die in jede Sammlung gehört, weil sie dem Zigeunerswing eine neue Dimension verliehen hat.