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Taxi

Bryan Ferry

Bryan Ferry ist nicht nur bekannt als Frontmann und Bandleader von Roxy Music, die sich heuer wieder reformiert haben, sondern auch ein gefeierte Solo-Künstler und ein Meister der Cover-Versionen. Fast drei Jahrzehnte nach der Erstveröffentlichung seines achten Solo-Albums „Taxi“ erscheint dieser Longplayer Ende November erneut, und ist deshalb das Album für Dezember 2022 in unserer Rubrik: „From the vaults“. Einmal im Monat wird hier von uns ein Album präsentiert, das praktisch „wieder ans Tageslicht“ gebracht wird! Keine aktuelle Scheibe, sondern ein Opus mit „Geschichte“, das schon etliche Jahrzehnte auf dem Buckel hat und nach unserer subjektiven Meinung jetzt nochmal gewürdigt werden soll!

„Taxi“ ist das achte Solo-Studioalbum des englischen Sängers Bryan Ferry, das im März 1993 von Virgin Records veröffentlicht wurde, mehr als fünf Jahre nach dem Ende 1987 erschienenen Vorgängeralbum „Bête Noire“. Es war sein drittes Soloalbum seit der zweiten Auflösung von Roxy Music im Jahr 1983 und wieder ein Cover-Album und Ferry erwies sich erneut als ein Meister der Adaption. Von der Veröffentlichung seines ersten Solo-Albums „These foolish things“ im Jahr 1973 – einer Sammlung von Doo-Wop-, Rock’n’Roll- und R&B-Songs, die für eine musikalische Entwicklung so wichtig waren – bis hin zur aktuellen EP „Love Letters“ von 2022, auf der vier klassische Liebeslieder von ihm neu interpretiert wurden, hat Ferry immer wieder Songs anderer Musiker sich zu eigen gemacht. Die Auswahl der Songs, die er bei „Taxi“ covert, birgt keine Überraschungen Es sind zehn Cover-Versionen, beginnend mit „I put a spell on you“ und anderen klassischen Rock-, Pop- und Soul-Nummern, mit einem interessanten Abstecher hier und da wie „Amazing Grace“. Alles raffinierte, inspirierte Interpretationen, man höre nur in Lou Reed’s „All Tomorrow‘s Parties“ rein. Der Longplayer zeigt einen gereiften Bryan Ferry, souverän und kontrolliert, ganz im Sinne seiner Solo-Karriere ab 1979. In seiner Rezension für ‚Entertainment Weekly‘ schrieb damals der Kritiker David Browne über das Album: „Nur wenige der Remakes haben den dekadenten, übermütigen Schwung seiner Cover-Alben aus den 70er Jahren. Aber das ist in Ordnung, denn Ferry scheint auf etwas anderes abzuzielen: wunderbar unheimliche Stimmungsmusik für den liebeskranken Vampir in uns allen.“ Das bringt’s durchaus auf den Punkt. Schade nur, dass diese Wiederveröffentlichung fast drei Jahrzehnte nach der Erstveröffentlichung ohne Bonus auskommt, wenigstens den Extra-Track der japanischen Ausgabe von damals, „Are you lonesome tonight“, hätte draufgepackt werden können. Dafür gibt’s eine limitierte Vinyl-Ausgabe in gelb und einem neuen Cover im japanischen Stil.