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Aus für das Lappersdorfer Zeltfestival

Veranstalter Alex Bolland im Gespräch mit der Mittelbayerischen

Die Veranstaltung findet 2023 das letzte Mal statt – Veranstalter Alex Bolland begründet das Ende des Zeltfestivals

Einmal wird das Lappersdorfer Zeltfestival noch stattfinden. „Ein Finale Grande“ nach 15 Jahren, wie Veranstalter Alex Bolland sagt. Dann ist Schluss. Für das Aus sei eine Reihe von Gründen verantwortlich, sagt Bolland. Zum einen sei es immer schwieriger geworden, über drei Wochen ein attraktives Programm auf die Beine zu stellen, um konstant 400 bis 500 Leute nach Lappersdorf zu locken. Überhaupt: Jüngere Leute als Zuschauer zu gewinnen, sei fast unmöglich, wobei Bolland unumwunden zugibt: „Dafür bin ich auch der falsche Veranstalter.“ Dazu komme, dass die Künstler und sein Publikum zusehends älter werden. Seine Gäste hätten zum Teil Probleme mit der Ausstattung im Zelt. Beispielsweise mit fehlenden Lehnen und kleinen Stühlen. Zudem werde es zusehends schwieriger, Helfer für den Auf- und Abbau des Zeltfestivals zu finden. „Hinter so einer Veranstaltung steckt deutlich mehr Arbeit als die Besucher vielleicht meinen.“ Ganz grundsätzlich werde ihm der Aufwand einfach zu groß, sagt Bolland – auch im Vergleich zum Gewinn, den das Festival abwirft. „Es war kein Selbstläufer mehr.“ Gerade dieser Sommer sei schwierig gewesen. „Es war zu viel los.“

Es hätten viele tolle Konzerte stattgefunden, gleichzeitig seien die Zuschauerzahlen zurückgegangen. „Ich bin nicht allein, es gibt viele Veranstalter.“ Mit Corona habe das Zeltfestival-Aus wenig zu tun, betont der Veranstalter. Der Gedanke, das Zeltfestival an den Nagel zu hängen, sei länger in ihm gereift. Auf seine Zeit in Lappersdorf blickt Bolland mit positiven Gefühlen zurück: „Es waren 14 wunderbare Jahre. Ich hatte eine gute Zeit.“ Nun wolle er aber den Zeitpunkt, es bleiben zu lassen, nicht verpassen. „Ich will schön aufhören und ein selbstbestimmtes Ende ist immer schön. Es fühlt sich gut an.“ Zum Abschluss will er seinen Zeltgästen ein „Best of aus 14 Jahren“ kredenzen, wie Bolland sagt. Der Kabarettist Gerhard Polt, die Münchner Band Spider Murphy Gang oder der Liedermacher Konstantin Wecker: Wenn die Lappersdorfer Zeltbretter 2023 ein letztes Mal rufen, kommen sie alle. „Ich habe fast alle meine Wunschkünstler bekommen“, freut sich Bolland. Der Kartenvorverkauf für das letzte Zeltfestival startet in den kommenden Tagen kündigt der Veranstalter an.
Auch wenn er seine Zelte in Lappersdorf im wahrsten Sinne des Wortes abbricht: Beim Palazzo-Festival in Regensburg – das ebenfalls von Bolland organisiert wird – bleibt alles beim Alten. Das Festival gibt es seit 1998. Es findet jährlich im Innenhof des Thon Dittmer Palais am Regensburger Haidplatz statt. Dort setzt Bolland vor allem auf regionale Künstler.

Das Palazzo sei mit deutlich weniger Aufwand verbunden und mit der Hilfe von Familie und Freunden zu stemmen. „Das Palazzo möchte ich so lange wie es geht machen.“ Zusätzlich spielt Bolland mit dem Gedanken, weitere Mini-Festivals auf die Beine zu stellen. Beispielsweise im Prüfeninger Schlossgarten – dorthin wurden bekanntlich im Sommer 2021 bereits einige Konzerte des Lappersdorfer Zeltfestivals verlegt. Womit sich einmal mehr zeigt: Niemals geht man so ganz – auch nach einem ‚Finale Grande‘ nicht.

(Philip Hell/Mittelbayerische vom 19.11.22)