Einen recht kurzweiligen Abend gab es gestern beim Konzert von „Der W“ im Airport. Die Halle war richtig gut gefüllt (geschätzt 400 Fans) mit Besuchern aus allen Ecken, die definitiv Fans der Onkelz und auch von Stephan Weidner sind. Der ist zwar nicht mit der flexibelsten Stimme unter der Sonne gesegnet, dennoch machte er seine Sache gut. Egal, ob eher ruhigeres Material wie die Ballade „Haus aus Spiegeln“ oder „In ruhiger See“, härteres Kaliber beim doomig angehauchten „Das letzte Boot..“ (co written von seinem Sohn) oder Stonerrock wie bei „Mörderballaden“, sie passte irgendwie dann doch. Die Begleitband mit zwei Gitarristen (Stephan schnallte sich ab und zu ebenfalls eine um), Bassist und Drummer überzeugte mit einer tollen Performance, auch wenn die Soli jetzt nicht von technisch höchster Güte waren. Aber wir sind auch nicht auf einem Joe Satriani Konzert. Wer sich allerdings Lieder der Onkelz innerlich gewünscht hat konnte es sich abschminken. Zwar hörte man an der einen oder anderen Stelle diese Einflüsse (als Hauptsongwriter bleibt das nicht außen vor) natürlich in den Songs raus, so wie bei „Nein Nein Nein“. Ein Wort noch zu den Songtexten: Diese sind von inhaltlich feinster Güte. Es geht um Missbrauch (sexuell oder auch psychisch) „Schlag mich“, Depression „In stürmischer See“, Trennungen, die nicht wirklich gut ablaufen „Urlaub mit Stalin“ oder Gerichtsbarkeit, die auf einem oder gar zwei Augen blind ist „Justitia“. Wahrlich harter Tobak, der bei über zwei Stunden, die das Konzert dauerte (inklusive zweier Zugaben, die ich wie die beiden letzten Songs des regulären Sets aus Zeitmangel dann leider verpasst habe), doch ganz schön ans Eingemachte gehen.
Die Fans waren begeistert, gingen ab wie Schmitz Katze (selten so oft ‚Oh wie ist das schön‘ und Stephan Weidner und seine Band Sprechchöre „im übertragenen Sinn“ gehört), sangen aus voller Kehle mit und sparten nicht mit Applaus. Fazit: Der Sound war nicht ganz so gut, der Rest schon und er kann gerne wiederkommen. Dann aber ohne die „Vorband“, dem Duo Vagabundos de Lujo, die mit zwei Akustikgitarren ausgestattet instrumentale Versionen von Klassikern der Stones, Iron Maiden, Black Sabbath, Metallica oder auch der Onkelz präsentierten. Muss ich persönlich nun nicht haben, aber dem Publikum gefiel es und u.a. „Mexico“ wurde beide Male aus vollem Haus sehr textsicher, mitgesungen. Wem die Setlist von „Der W“ interessiert checkt www.setlist.fm ab. Die aus Leipzig ist identisch mit der von gestern. Warum „Lektion in Wehmut“ auch hier gestrichen wurde kann ich leider nicht sagen. (HJH)