Bereits beim ersten An- und Hineinhören hatte ich so ein vages Bekanntheitsgefühl – den Namen Spinnler schon irgendwann einmal gehört. Wo nur, wie nur? Ja, auf dem hervorragenden audiophilen InAkustik-Sampler „Great Coverversions Vol. 2“, und da ihren Song „Kothbiro“ – fürwahr ein fantastisch gesungenes Meisterwerk, den ich gerne zum Checken von HiFi-Anlagen bzw. HiFi-Komponenten gespielt habe. Frau Spinnler hat es offenbar wirklich drauf, sie ist Dozentin für Gesang und Gewinnerin des Chrysler Jazz-Awards am Montreaux Jazzfestival und zweifellos in Insider-Kreisen ein Geheimtipp. Jetzt diese Duo-CD von ihr, die sie mit dem Pianisten Christoph Stiefel aufgenommen hat. Was sofort auffällt: Der ausnehmend gute Klang, die glasklare Produktion. „The Heartbeat of a Bird“ ist etwas für High-End-Klangfetischisten. Und natürlich dieses Organ, was für ein ungewöhnlicher Ausdruck, was für eine eindringliche und variantenreiche Stimme! Sie variiert z.B. zwischen Gesang und Trompete. Ja, richtig gelesen, sie imitiert mit ihrer Stimme eine Trompete und das richtig gut. Die beiden verfallen keinesfalls in das altbekannte Schema Strophe-Refrain-Strophe, sondern spielen und singen sich frei. Das ist freilich für Pop-Rock-Listener etwas sperrig und ungewohnt. Neben vier frei improvisierten und drei bestehenden eigenen Songs kann man hier auch drei Standards hören: „Body and Soul“ (u.a. Chet Baker), „Blue Green“ (Miles Davis etc.) und „I fall in love too easily“ (u.a. Jule Styne mit den Lyrics von Sammy Cahns aus den frühen Vierzigern). Der Herzschlag dieses Vogels ist nicht hektisch und schnell wie nach einer wilden Jagd, sondern soll auf das zarte und verletzliche Leben an sich, die Vergänglichkeit und den – gefährdeten! – Kreislauf der Natur hinweisen. Intensive, ruhige und außergewöhnliche Musik. (Clap your Hands) HuGe
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